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Lesermeinung: Muss man Kinder vor dem Anblick nackter Menschen bewahren?

Weimers Woche: Nackte Tatsachen, 25./26.

Stand:

Weimers Woche: Nackte Tatsachen, 25./26.8. 2007

Wenn die Sonne gnadenlos scheint, kann man oft keinen sinnvollen Gedanken zusammenbekommen. So scheint es mir, ist es auch dem Autor ergangen, als er seinen wöchentlichen Beitrag geschrieben hat. Dabei hätte er es lesen können: An jedem Eingang zum Neuen Garten hängt die Parkordnung aus. Die Parkordnung ist ähnlich der Straßenverkehrsordnung für jeden Nutzer verbindlich. Dort steht nicht nur, was alles verboten ist: Dass zum Beispiel Hunde an der Leine zu führen sind oder Radfahren nur auf freigegebenen Wegen erlaubt ist. Die Schlösserstiftung versucht seit Jahren etwas mehr Ordnung und System in die Parks zu bringen. Es ist ein zähes Ringen. So ist die Badestelle und Liegewiese zwischen dem Grünen Haus und der Schwanenallee für die Bürger freigegeben, die kein eigenes Grundstück am Wasser haben. Aber es gibt keine Vorschrift darüber, was wo anzuziehen ist. Das Baden und Sonnen in einer Ecke des Parkes wird also gewährt – natürlich nicht vor Sanssouci oder dem Mamorpalais. Der Vergleich mit Versailles und Windsor ist unpassend, besser wäre der Englische Garten in München gewesen. Dass die weniger werdenden Nacktbader immer älter und hässlicher werden, kann ich nicht bestätigen.

Übrigens: Den eigenen Kindern kann man erklären, dass sie so auf die Welt gekommen sind und sie auch so wieder verlassen werden. Wie alt ist der Kommentarschreiber eigentlich? Seine Einstellung zur Toleranz scheint jedenfalls uralt zu sein.

Friedemann Fink, Potsdam

Einzigartigkeit ist keine Schande

Nach den Radfahrern sollen nun also die Nacktbader aus dem Park verwiesen werden. Sollte dies gelingen, so sind danach gewiss die Textilbader dran. Auch sie stören das Parkbild und es werden sich Touristen finden, die sich auch darüber beklagen. „Die Parks den Touristen, Potsdamer raus!“. In welcher Zeit lebt der Autor eigentlich, dass er glaubt, seine Kinder vor dem Anblick nackter Menschen bewahren zu müssen? Wenn wir tatsächlich den weltweit einzigen Nacktbader-Schlosspark haben, sollten wir stolz darauf sein und uns um einen Eintrag ins Guinness-Buch bemühen. Einzigartigkeit ist keine Schande. Dass die Nacktbader immer weniger werden, kann ich nicht bestätigen. Verwunderlich wäre es allerdings nicht, da ja die angestammte Bevölkerung der nahe liegenden Wohngebiete Babelsberg-Nord und Berliner Vorstadt zunehmend von Wessis verdrängt wird, die wohl eine ganz andere FKK-Tradition haben.

Frank Schleicher, Potsdam

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