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Lesermeinung: Neue Synagoge „Es ist höchste Zeit, den Streit zu beenden!“

Zum neu entbrannten Disput zwischen den Synagogenentwurfgegnern und dem Synagogen-BauvereinDie Debatte zeigt, dass es ein vielfältiges, engagiertes und ernst zu nehmendes jüdisches Leben in Potsdam gibt. Sie zeigt aber auch, dass der Bauverein einen gewichtigen Teil des Jüdischen Lebens in Potsdam nicht angemessen repräsentiert.

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Zum neu entbrannten Disput zwischen den Synagogenentwurfgegnern und dem Synagogen-Bauverein

Die Debatte zeigt, dass es ein vielfältiges, engagiertes und ernst zu nehmendes jüdisches Leben in Potsdam gibt. Sie zeigt aber auch, dass der Bauverein einen gewichtigen Teil des Jüdischen Lebens in Potsdam nicht angemessen repräsentiert. Mich wundert, warum der Bauverein sich so schwer tut, mit der Synagogengemeinde in ein konstruktives Gespräch zu kommen. Jüdisches Leben ist zu einem wesentlichen Teil religiöses Leben. Eine Synagoge ist zunächst ein Bet- und Gottesdiensthaus und erst dann ein Bildungs- und Kulturzentrum. Mir steht es als Christ nicht zu, die innerjüdischen Verhältnisse zu bewerten. Der überkonfessionelle Bauverein sollte sich aber bewusst sein, dass er mit der (!) Synagoge für Potsdam ein Bauwerk schaffen will. Insofern sollten gerade die nicht-jüdischen Mitglieder des Vorstandes mit einem hohen Maß an Verständnis und Weitsicht diesen Klärungsprozess moderieren.

Es kann nicht darum gehen, blind einen Beschluss durchzuziehen. Wenn der Prozess ein halbes oder ein Jahr länger dauert – was ist das schon verglichen mit der Zeit, die diese Synagoge die Stadt prägen wird? Klärungen und Äußerungen von Einsichten und Meinungen brauchen Zeit. Die sollte den jüdischen Gemeinden eingeräumt werden. Das verlangt unsere Geschichte. Aber noch viel mehr verlangt das unsere Achtung vor der Vielfalt und dem Reichtum des jüdischen Glaubens und der jüdischen Kultur, die in Potsdam angekommen sind; Gott sei Dank!

Pfarrer Christoph Gutsche, Heimburg

Historische Synagoge am alten Platz

Der Haberland-Entwurf hat es in sich: Die postmoderne Büro- und Bunkerfassade ist schlichtweg hässlich und die gewaltsamen Proportionen des Gebäudes nehmen keine Rücksicht auf die Nachbargebäude. Eine Wiederherstellung der historischen Synagoge am alten Platz und in ihrer früheren Architektur wäre die beste Lösung - sie könnte sogar zur Versöhnung führen. Falls dies nicht möglich und der Standort „Schloßstraße“ endgültig ist, müsste die Architektur überdacht werden. Dazu sollte man das Urteil der jüdischen Gemeinden, des neuen Gestaltungsrats und der Öffentlichkeit nicht abwehren sondern einbeziehen.

Burkhart Franck, Caputh

Die richtige Versöhnungsformel finden

Es ist höchste Zeit, den Streit zu beenden. Die Kritik am Projekt des Architekten Haberland wird von einer scharfen Polemik begleitet. Es kommt zu Spaltungen und Verwirrungen in der jüdischen Gemeinschaft, wie man sie vorher nicht erlebt hat. In letzter Zeit scheint sich die Taktik der Gruppe um Herrn Joffe geändert zu haben. Hauptziel seiner Angriffe ist jetzt der Bauverein „Neue Synagoge Potsdam“. Vor kurzem forderte er seine Anhänger auf, in den Bauverein einzutreten - wohl in der Hoffnung, die Situation von innen zu verändern. Eine stärkere Beteiligung an der Arbeit des Bauvereins begründet Herr Joffe mit Sorge um die Demokratie und um das Geld der Steuerzahler. Aber die Abkehr vom Projekt führt zum Verlust von mehr als einer Million Euro, die dafür schon ausgegeben wurden. Ob Herr Joffe und seine Anhänger in den Bauverein aufgenommen werden, muss der Verein selbst entscheiden. Dass der öffentliche Lärm um die Synagoge der jüdischen Gemeinschaft schadet, ist unübersehbar. Widersprüche sind an sich nichts Schlechtes, aber die strittigen Fragen sollten friedlich, ruhig und zivilisiert gelöst werden und nicht in einer Atmosphäre von Hysterie.

Unsere Aufgabe besteht darin, dringend die richtige Versöhnungsformel zu finden, nach der die Synagoge in Potsdam zur vorgesehenen Frist gebaut wird. Für uns, für unsere Kinder und Enkel und auch zur Erinnerung an jene, die schon nicht mehr unter den Lebenden sind.

Nikolai Epchteine, Potsdam

Synagogenbauverein auf Abwegen

Wir sind seit Juni 2010 Mitglieder des Bauvereins. An der letzten Mitgliederversammlung konnten wir nicht teilnehmen und erfuhren aus der Presse, dass über 70 Menschen, die dem Verein beitreten wollten, in undemokratischer und respektloser Art und Weise zurückgewiesen wurden. Es ist für uns unverständlich, wie der Bauverein mit Menschen umgeht, die sich aktiv in die Arbeit einbringen wollen und mit großem Engagement bereits seit langem auch in anderen Projekten gezeigt haben, wie sehr ihnen eine gedeihliche Entwicklung unserer Stadt am Herzen liegt. Es kann nicht sein, dass der Bauverein sich diesen Menschen verschließt, offensichtlich nur, weil eine nochmalige Diskussion des Projektes verhindert werden soll. Wir fordern die schnellstmögliche Aufnahme aller Antragsteller in den Synagogenbauverein.

Dr. Hanna-Luise und Dr. Detlef Zscherpel, Potsdam

Keine plausiblen Antworten

Ein Verein braucht auch Persönlichkeiten, die ein nochmaliges Abwägen, ein Innehalten, einen neuen Blick von Außen, nicht als Angriff sondern als eine Anregung auffassen. Persönlichkeiten, die vermitteln können, wenn Fronten sich verhärten. Ziel ist es, eine schöne Synagoge, ein sakrales Gebäude für alle Potsdamer Juden und ihre Gäste zu bauen. Ein Ort, der durch seine Erhabenheit etwas in uns berührt. Eine Heimat, ein Magnet für die, die wieder eine religiöse Heimat suchen. Ich bitte den Bauverein, die eigene Herangehensweise kritisch zu überdenken. Das Vorgehen erscheint mir unflexibel und verhärtet auf der einen Seite, taktierend und berechnend auf der anderen Seite. Geben Sie sich eine Chance, die Perspektive zu wechseln und einen offenen, demokratischen Diskurs zu führen! Es geht um Menschlichkeit, Würde und Respekt! Es geht um Demokratie! Vor allem auf dem Hintergrund der Deutschen Geschichte.

Was ich als Antragstellerin gestern Abend im Treppenhaus erlebt habe, widerspricht diesen Werten gänzlich! Ich hatte das Gefühl, belogen zu werden. Eine Entscheidung über meine Aufnahme in den Bauverein, scheint auf unbestimmte Zeit verschiebbar zu sein. Ich habe auf Fragen nach den Gründen, keine plausiblen Antworten erhalten. Denn die Antwort, dass ich mich nicht dem Satzungsziel des Bauvereins verpflichtet fühle, ist falsch. So bleibt die Frage: Welche Gründe sprechen dagegen, mich als Mitglied im Bauverein aufzunehmen?

Friederike Tuchelt-Morgenstern, Potsdam

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