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Lesermeinung: Neues Edikt – Toleranz lehren und leben!

Toleranzedikt wird praktisch, 20.3.

Stand:

Toleranzedikt wird praktisch, 20.3. 2008

Den Bezug vom Edikt Friedrich dem Großen zu einem neuen Potsdamer Toleranzedikt herstellen zu wollen ist weit hergeholt. Ich frage mich, wozu wir ein neues Edikt benötigen? Es gibt doch genügend Projekte für mehr Toleranz gegen Ausländerfeindlichkeit, wie zum Beispiel „Farbe bekennen“, „Nicht wegsehen – hingucken“, „Für mehr Zivilcourage“ und so weiter. Ich will niemandem Populismus unterstellen, aber die Initiatoren stellen selber fest: „Nie war Potsdam so tolerant und weltoffen wie heute!“. Gleichzeitig machen sie die Toleranzfrage an kommunalpolitischen Fragen fest. Sie wollen die Toleranz der Potsdamer auf den Prüfstand stellen, wenn beispielsweise eine der muslimischen Vereine eine Moschee bauen will oder die Flüchtlinge im Asylbewerberheim im Lerchensteig anders untergebracht werden sollen. Herr Kleger, Potsdamer Politikwissenschaftler, hat zehn Thesen erarbeitet, die seiner Meinung nach, unbequeme Wahrheiten aussprechen. Eine davon lautet: Es sei ein Skandal, wie wir in Potsdam mit Flüchtlingen umgehen. Aber das Flüchtlingsproblem ist durch Bundesgesetze geregelt und kann nicht durch ein „Potsdamer Edikt“ in Frage gestellt werden. Es mag ein Skandal sein, wie mit manchen Flüchtllingen umgegangen wird, aber es ist auch ein Skandal, wie mit Kindern oder alten Menschen umgegangen wird. Und es ist ein Skandal, wie die soziale Schere immer weiter auseinander geht. Eine wichtige Frage ist, wie wir Toleranz definieren. Toleranz setzt sich aus moralischen und ethischen Werten zusammen, die für ein friedliches Zusammenleben unterschiedlichster Menschen und Kulturen wichtig sind. Toleranz beruht auf Gegenseitigkeit und darf keine Einbahnstraße sein. Toleranz muss gegenseitige Rücksichtnahme sein. Für ein besseres Miteinander im Alltag brauchen wir kein neues Edikt von Potsdam. Was wir brauchen ist eine verständliche, beständige und soziale Bildungspolitik. Wir brauchen bessere Bildungschancen, nicht nur für Privilegierte. Und eine verstärkte Vermittlung menschlicher Werte durch Elternhaus und Schule. Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen wieder echte Vorbilder und keine falschen Idole.

Harald Koch, Potsdam

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