Lesermeinung: Nur attraktiver Spielplan bringt Besucher

Zu: „Weniger Zuschuss für Theater“, 20.4.

Als Potsdamer Bürgerin, die gern und häufig Aufführungen des Hans Otto Theaters besucht, kann ich nur an die Verwaltung appellieren, diese Pläne aufzugeben. Gewiss werden wir ab September das neue Theatergebäude haben. Abgesehen davon, dass dort die Betriebskosten deutlich höher sein werden, kann aber nicht die Gleichung „neues Theatergebäude gleich mehr Besucher gleich mehr Einnahmen“ aufgemacht werden. Wenn derzeit an attraktiven Spielorten wie dem Palais Lichtenau, der französischen Kirche oder in dem Gebäude an der Zimmerstraße Inszenierungen angesichts der sehr begrenzten Zahl von Plätzen rasch ausverkauft sind, besagt dies leider noch nicht, dass man das neue Haus die gesamte Woche gut füllen könnte.

Vor allem für auswärtige Besucher wird – trotz des interessanten künstlerischen Angebotes – der Anreiz, nach Potsdam ins Theater zu kommen, sicherlich dadurch gemindert werden, dass es bei Eröffnung des Neubaues kein Parkhaus geben wird und die Parkmöglichkeiten begrenzt sind. Man kann darauf hoffen, dass Berliner Theaterfreunde in größerer Zahl – noch dazu in der kalten Jahreszeit – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schiffbauergasse anreisen werden, aber damit rechnen kann man realistischerweise nicht. Durch die geringere Zahl von Neuinszenierungen werden zwar die Kosten minimiert, aber die Bühne läuft Gefahr, ihre künstlerische Attraktivität zu beeinträchtigen. Potsdam sollte sich deshalb auch dadurch zu seinem Theater bekennen, dass jedenfalls für die ersten Jahre nach Eröffnung des neuen Hauses die Zuschüsse ungeschmälert bestehen bleiben. Geldmittel für das Theater sind gut angelegtes Geld. Das Theater bringt uns allen Freude, erhöht noch weiter die Lebensqualität in Potsdam und ist damit nicht zuletzt auch ein wichtiger so genannter „weicher Standortfaktor“, der bei Ansiedlungsentscheidungen zugunsten unserer Stadt sprechen kann.

Ellen Chwolik Lanfermann, Potsdam