Lesermeinung: Offener Brief zu „Kaffeeweg“ und Düsteren Teichen
Sehr verehrter Oberbürgermeister, ich lebe seit 1958 in Eiche, bin erst in Golm, dann in Eiche je vier Jahre zur Schule gegangen. Danach war ich vier Jahre „Helmhöltzer“ am Nauener Tor.
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Sehr verehrter Oberbürgermeister, ich lebe seit 1958 in Eiche, bin erst in Golm, dann in Eiche je vier Jahre zur Schule gegangen. Danach war ich vier Jahre „Helmhöltzer“ am Nauener Tor. Trotz akademischer Ausbildung bin ich stolz auf meine Bodenständigkeit und engagiere mich für vernünftige Ortsentwicklung und intakte Umwelt. Es war mir eine sehr große Freude, aus der zu erfahren, dass in Kürze der Rückbau der Bundeswehr-Kaserne I am Ortseingang, einschließlich der Wiederherstellung der Lindstedter Seggenwiese beginnt. Damit wird endlich in Angriff genommen, was in der einmaligen, großen Eichener Bürgerversammlung, Anfang Dezember 1989 im Speise- und Kultursaal der heutigen Landesbereitschaftspolizei-Kaserne, diskutiert und gefordert worden war. In emotional bewegenden Beiträgen schilderten Eichener Bürger die Belastungen über Jahrzehnte, die mit den vielen militärischen Einrichtungen für den Ort verbunden waren. Durch die Stellungnahmen zur Wasser- und Energieversorgung sowie zur Straßensituation wurde jedem klar, dass das Bürgerdorf Eiche lange Zeit in der Zwickmühle zwischen den beiden großen Kasernenbereichen an den Ortszugängen saß. Mit dem Argument Gefechtsbereitschaft'' blockierte einmal die eine, dann wieder die andere die überfälligen Sanierungsmaßnahmen. Das ist inzwischen im Ortsbereich weitgehend erledigt (wobei man über Ablauf, Methoden und Preis der Ortsentwicklung geteilter Meinung sein wird). Der Kernbereich des heutigen Straßendorfes Eiche wirkt dadurch geordnet und ansehnlich. Er steht inzwischen in deutlichem Kontrast zum sich eher ungeordnet und heterogen präsentierenden Ortseingangsareal mit Kaserne, Internaten, Autohaus, Brandruine usw. Kurz: Der erkennbare Handlungsbedarf – gerade im Übergangsbereich zum Park von Sanssouci – wird offenbar jetzt umgesetzt. Aus der frühen Kinderzeit habe ich noch die Situation vor Augen, als dort mit gewachsenen Strukturen „die Welt noch in Ordnung“ war: Auf dem Straßendreieck stand angepflanzter Pappelwald. Die Studenteninternate fehlten, genauso der Armee-/Polizei-Wohnblock. Gegenüber vom Ausgang des „Kaffeeweges“ stand an der Straße das Ortsschild Eiche. (Über diesen Weg wurde fast 150 Jahre die Schloss-Wache am Neuen Palais von einer Armeebasis in Eiche aus versorgt). Auf ungefähr der Hälfte des heutigen Internatsareals erstreckte sich entlang des Kaffeewegs ein urwüchsiger, naturbelassener, feuchter Auwald, den ich sehr mochte. 1989/90 wünschte ich mir, der Rückbau in Eiche möge dort beginnen. Gegenüber dem Kaffeeweg-Ende, auf der nördlichen Straßenseite schloss schon am Beginn des Straßendreiecks Amundsenstraße-Am Neuen Palais-Maulbeerallee die NVA-/BW-Kaserne I ab. An der alten Kasernenmauer (heute noch vorhanden) führte ein unbefestigter Weg (de facto in Verlängerung des Kaffeeweges) in das Katharinenholz hinein, zum Bereich um die Düsteren Teiche. Mit den verschiedenen Kasernenerweiterungen ging dieser Zugang verloren. Es wäre wünschenswert, und das nicht nur im Interesse der alten Eichener, sondern auch unter touristischen Gesichtspunkten, die alten Wege dort wiederherzustellen. Gegen Ende der 70er Jahre wurde auch noch der weitläufige, naturnahe Übungsplatz im Kasernenrückraum (mit Wald- und Heideflächen) mit Zaun und Mauer umfriedet. Seitdem ist alternative Hauptzugang der Eichener zum Großen Düsternen Teich mit einer abstoßenden, insgesamt über einen Kilometer langen Betonmauer entstellt. Diese hässliche Mauer, die „Eichener Mauer“, steht bis heute und beeinträchtigt jeden Spaziergang nach Lindstedt, ins Katharinenholz, zum attraktiven Großen, Düsteren Teich, den viele hier sehr schätzen. In diesem Bereich kreuzen sich zwei der wichtigsten und schönsten Wanderwege im Nordraum unserer Stadt. Meine Bitte und Anregung lautet, im Zuge des Rückbaues der BW-Kaserne I Eiche und der Wiederherstellung der Lindstedter Seggenwiese die alten Wege zu rekonstruieren sowie den seit 1990 ungenutzten Übungsplatz durch Entfernen der Mauer zu öffnen und mit zu renaturieren. Das wäre ein großes, aber angesichts der langjährigen Eichener Beiträge für Potsdam, angemessenes Geschenk für alle Eichener. Damit wäre zumindest teilweise der Bogen zurück zur einmaligen Bürgerversammlung von 1989 geschlossen. Dr. Bernd-R. Paulke, Eiche
Dr. Bernd-R. Paulke
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