zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Orchester überfordert

Zu: „Tröstliches von drei B-Komponisten – Sinfoniekonzert des Collegium Musicum“ 24.11.

Stand:

Zu: „Tröstliches von drei B-Komponisten – Sinfoniekonzert des Collegium Musicum“ 24.11. 2009

Ich war Zuhörer bei der öffentlichen Generalprobe in der Friedrichkirche. Der erste Teil war sehr ordentlich gestaltet, gut musiziert, ein einheitliches, verständliches Klangbild voller ansprechender Eindrücke. Ohne Frage muss die virtuose Leistung des Solisten Ralf Benschu, der auch der Komponist des „Requiems für Sopransaxophon und Orchester“ ist, voll gewürdigt werden. Alle Sätze voll interessanter Themen, Harmonien, musikalischen Einfällen und Eindrücken, die immer wieder neue Klangbilder entstehen ließen. Ralf Benschu ist ein Saxophonvirtuose mit einem mittlerweile sehr bekannten Namen, und er meisterte sehr souverän alle technischen Passagen und war auch ein ausgezeichneter Improvisator in musikalischer Vollkommenheit.

Dirigent und Orchester waren bei dieser Uraufführung gute Partner. Leider kam nach der Pause die totale Katastrophe. Brahms Sinfonie Nr. 2 stand auf dem Programm und es ergab sich die Frage, wie es ein Laienorchester bewerkstelligen wird. Das Publikum braucht keine Erklärungen, warum wo welche Note steht oder ob es ein oder zwei Themen gibt und wie schwierig es ist, durch alle Sätze zu kommen, um den Schluss zu erreichen. Die Menschen gehen ins Konzert, um von der Musik angesprochen zu werden. Brahms hatte es verstanden, in seinen Kompositionen genau das zu erreichen. Leider entstand bei der Wiedergabe dieser Sinfonie nicht ein einziges Mal auch nur der leiseste Gedanke an Wohlklang und Harmonie. Statt dessen: technische Unvollkommenheit, vor allem bei den hohen Streichern, ständige Intonationsschwierigkeiten bei den Bläsergruppen und immer wieder Pannen und Ausfälle bei einzelnen Instrumentengruppen. Das Orchester war einfach überfordert.

Anders der Dirigent, Knut Andreas. Er beherrschte alle Posen und Ausfallschritte – von Fürstwängler bis Karajan. Leider konnte man die Gesten nicht hören, dafür aber falsche Töne. Das ist eigentlich nicht zu verstehen: So viele Menschen machen so gern Musik neben ihrer Arbeit, freuen sich auf das Zusammenspiel und werden dann von einem überehrgeizigen Dirigenten überfordert. Das kann es einfach nicht sein. Vielleicht dirigiert Herr Andreas demnächst Wagner-Opern mit dem Babelsberger Laienorchester?

Günter Freund, Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })