Lesermeinung: Pädagogisch unklug
Zu: „Einigkeit beim Einzelhandel. Die Kandidaten von CDU und Linken diskutierten im Club 91“, 21.
Stand:
Zu: „Einigkeit beim Einzelhandel. Die Kandidaten von CDU und Linken diskutierten im Club 91“, 21.8. 2010
Es ist grundsätzlich lobenswert, dass die Jugendclubs seit Jahren vor Wahlen nominelle Kandidaten präsentieren. Der Vorteil liegt auf beiden Seiten. Die Jugendlichen können mit Politikern direkt ins Gespräch kommen und Fragen stellen, die die eigenen Bedarfe angehen. Die Politiker haben die Chance, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Angesichts der vielbeklagten Interessenlosigkeit und dem fehlenden Engagement von Jugendlichen für politische Belange sind solche Veranstaltungen von nicht zu unterschätzendem Wert. Wie man angesichts solcher Möglichkeiten dann doch vieles falsch machen kann, beweisen die pädagogischen Mitarbeiter/-innen im Club 91. Wer glaubt, der Club habe zu seinen Podiumsveranstaltungen zur Oberbürgermeisterwahl alle nominellen Kandidaten (sieben!) eingeladen, irrt. Offenbar haben sich die Verantwortlichen für ihre Zielgruppe ausschließlich für die drei vermeintlichen Spitzenkandidaten (SPD, CDU, Die Linke) entschieden, wohl um den Jugendlichen ihres Clubs die Wahlmöglichkeiten zu erleichtern. Anders lässt sich eine solche pädagogische Herangehensweise nicht erklären. Sinnvoller wäre es gewesen, den Jugendlichen Demokratie in ihrer Vielfalt schon durch die Präsentation aller nominellen Kandidaten erlebbar zu machen – schon allein deshalb, um zu zeigen, wie viel Möglichkeiten es auf kommunaler Ebene gibt, sich politisch zu bewegen, einzumischen und ausprobieren zu können. Es bleibt zu hoffen, dass alle anderen Jugendclubs aus diesem schlechten Beispiel lernen können.
Gregor Voehse, Sozialarbeiter,
Potsdam
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