zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Parkeintritt: Falsch gerechnet und abzulehnen oder notwendig?

Sind zwei Euro erst der Anfang?Es geht um die Frage, ob die Potsdamer Parks Lebensräume bleiben oder endgültig exterritoriale Gebiete werden.

Stand:

Sind zwei Euro erst der Anfang?

Es geht um die Frage, ob die Potsdamer Parks Lebensräume bleiben oder endgültig exterritoriale Gebiete werden. Denn anders als die Schlossgärten von Windsor und Versailles liegen sie mitten in der Stadt und sind ein Teil von ihr. Die rein museale Auffassung der Schlösserstiftung greift hier zu kurz. Begründet wird das Vorhaben mit dem schlechten Pflegezustand der Parks. Das allerdings bedarf einer kritischen Überprüfung. Ein Spaziergang durch die Gärten lässt keine Mängel erkennen.

Wir als Bürgerinitiative zweifeln an der Wirtschaftlichkeit der Entscheidung. Reichen zwei Euro aus, um die notwendige Infrastruktur für den Parkeintritt zu schaffen? Um Zäune und Kassenhäuschen zu errichten? Um Kontrolleure einzustellen? Und kann das Ziel mit Eintritt eine bessere Parkpflege zu gewährleisten erreicht werden? Herr Dorgerloh rechnet bei 1,8 Millionen Besuchern jährlich mit 5 Millionen Euro Einnahmen, obwohl der Eintritt 2 Euro und 1 Euro ermäßigt betragen soll. Aber unter Berücksichtigung der Ermäßigungen dürften maximal 3 bis 3,5 Millionen Euro herauskommen. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass sicherlich die Hälfte wegbleibt, weil Besucher aus Potsdam und Umgebung sich dann billigere Ausflugsziele suchen. Es dürften nur zirka 1,5 bis 1,7 Millionen Euro übrig bleiben. Bei der Schlösserstiftung macht man sich offensichtlich keine Gedanken über tatsächliche Einnahmen. Ist die Entscheidung erst einmal zugunsten der Gebühr gefallen, könnten schnell fünf, sechs oder sieben Euro daraus werden. Grundsätzlich fällt jedoch auf, wie wenig nachhaltig das Handeln der SPSG ist. Jede Sanierung, jede Rekonstruktion, jede Investition kostet auch Geld. Um jeden Preis werden Wege saniert und Gebäude instand gesetzt, ohne an die Folgekosten zu denken. Was folgt ist das gewohnte Ritual der offenen Hand, wodurch letztlich wieder der Steuerzahler betroffen ist, dem zudem ein Parkeintritt abverlangt werden soll. Gerade im Jubiläumsjahr Friedrich 300 stünden der Stiftung die vielbeschworenen, preußischen Tugenden, wie Sparsamkeit oder Zurückhaltung, gut zu Gesicht. Schließlich ist sie kein privates Unternehmen, welches seinen Anteilseigner verpflichtet ist, vielmehr ist sie „gestiftet“ worden und dem Wohle der Allgemeinheit verpflichtet. Herr Dorgerloh, seien Sie der erste Diener der Schlösser und Gärten!

Andreas L. Schlüter und Ekkehart Schöll für die Bürgerinitiative „Parktag“

Zum Leserbrief: „Kein Eintrittsgeld“, 6.2.

Bei allem Respekt, wenn ich in den Parks spazieren gehe oder dem Dauerlauf fröne, denke ich nicht daran, dass der Adel vor 100 Jahren seine Privilegien verlor und das Volk sich seitdem bei kostenlosem Eintritt in seinen Gärten tummeln kann. Obwohl das so auch nicht stimmt, da auch zu königlich-preußischen und kaiserlich-deutschen Zeiten der einfache Bürger die Potsdamer Schlossgärten kostenlos besuchen konnte. Damals waren die Schäden in den Parkanlagen vermutlich nicht so hoch, da dem Untertan der respektvolle Umgang gegenüber fremden Eigentum bereits in Jugendzeiten eingetrichtert wurde. Heute, in demokratischen Zeiten, ist das anders: Die Schlösser und Gärten sind Volkseigentum. Aber neben den Menschen, die die Parks zur Erholung und Erbauung nutzen, gibt es leider auch Bürger, die die Parks als „Location“ für Grillfeste, Saufparties, Radrennen und ähnlichen Vergnügungen nutzen. Manche meinen, Blumen aus den Rabatten zu reißen oder Statuen zu beschädigen, ist ureigenstes Bürgerrecht. Deswegen kann ich das Ansinnen von Herrn Dorgerloh verstehen, wenn er sich einen Eintritt wünscht, um Vandalismus-Schäden schneller beseitigen zu können und darüber hinaus etwas mehr Geld für die Pflege der Anlagen zu bekommen. Dieser Eintritt ist kein „Wegezoll“, wie der Potsdamer Oberbürgermeister zu meinen glaubt. Im nördlich von Sanssouci gelegenen Volkspark wird seit Jahren ein Parkeintritt verlangt und keiner stört sich daran. In diesem Zusammenhang die soziale Keule zu schwingen und zu meinen, dass bei zwölf Euro Jahresgebühr oder ein bis zwei Euro Einzelgebühr die Alten und Schwachen ausgegrenzt werden, halte ich, mit Verlaub gesagt, für Schwachsinn. Man kann sich über Sinn oder Unsinn von Abgaben, Steuern oder Gebühren streiten. Aber in diesem Fall ist das eine kluge und maßvolle Gebühr.

Wolfram Maede, Potsdam

Zu: „Poker um Eintritt im Sanssouci-Park“,14.2.

Der Stiftungsrat tut gut daran, die geplante Maut für Sanssouci abzulehnen. Es ist weniger die Aufgabe der Bürger als vielmehr des Staates, dafür zu sorgen, dass Kulturdenkmäler erhalten bleiben und nicht aufgrund falscher Knauserigkeit – wie etwa in Pompeji – zusammenbrechen. Zumal eine öffentliche Hand, die nicht einmal für die Bewahrung eines Unesco-Welterbes genügend Ehrgeiz aufbringt, nicht nur bürgerliche, sondern auch fundamentale gesellschaftliche Werte untergräbt. Und es würde den Charakter, sowohl des Parkes als auch der Potsdamer Innenstadt, in nicht geringem Maße ändern, wenn man sich nicht mehr frei durch die Grünflächen bewegen könnte. Jogger oder Studierende müssten sich jedes Mal ausweisen oder erhebliche Umwege in Kauf nehmen. Weswegen die Staatskanzlei richtig handelt, nach alternativen Wegen zu suchen, die das Image der Landeshauptstadt nicht beschädigen. Neben der Bereitstellung öffentlicher Gelder gibt es auch die Möglichkeit, Sponsoren zu gewinnen.

Denen könnte man im Gegenzug einräumen, mit ihrem Engagement international zu werben.

Rasmus Ph. Helt, Hamburg

Gegen Parkordnung verstoßen, aber ein herrliches Wochenende erlebt

Viele Hundert Besucher erfreuten sich am Wochenende (11./12. Februar) am lustigen Treiben auf dem Heiligen See. Beim genauen Hinsehen waren alle Besucher ausnahmslos Rowdys, die in gröblichster Weise gegen die Parkordnung verstießen. Denn es wurde das Eis betreten, Schlitten und Ski gefahren, Sportspiele betrieben, geangelt, Fahrrad gefahren, Handel getrieben, Werbetafeln aufgestellt, Musik abgespielt und der größte Teil der Hunde war nicht angeleint. Ich danke dem Generaldirektor dafür, dass er nicht eine Hundertschaft der Polizei befehligt hat, um diesem fröhlichen Treiben ein Ende zu setzen. Aber es ist für mich unbegreiflich, dass in einem menschenleeren Park ein Hund, der keinen Schaden anrichtet, unbedingt zu jeder Zeit angeleint sein muss. So wird unter dem Deckmantel „Schutz für Besucher und Weltkulturerbe“ im Neuen Garten und im Babelsberger Park Jagd auf Hundebesitzer gemacht. Dabei wird nicht verlangt den Hund anzuleinen, sondern nur abkassiert und der Fall ist dann erledigt. Etliche ältere, ehrbare Bürger, die diesem Terror nicht standhalten, gehen nicht mehr in den Park.

H. Bluhm, Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })