Lesermeinung: Plädoyer für mehr Toleranz im Verkehr
Fahrradfahrer in Potsdam diskriminiertNeulich wurde ich von einem Herrn angeschnauzt, ob ich ihn umfahren wolle, obwohl genügend Platz auf dem Gehweg war. Außerdem fuhr ich langsam.
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Fahrradfahrer in Potsdam diskriminiert
Neulich wurde ich von einem Herrn angeschnauzt, ob ich ihn umfahren wolle, obwohl genügend Platz auf dem Gehweg war. Außerdem fuhr ich langsam. „Nein“, gab ich zur Antwort und erhielt darauf, wieder in barschem Ton, die Belehrung, dass ich nicht auf dem Bürgersteig fahren dürfe. „Gut“, sagte ich, verbiss mir jeden weiteren Kommentar, weil ich am Ärmelabzeichen erkannte, dass dies teuer werden könnte. In letzter Zeit gab es immer wieder Absichtserklärungen, Verkehrsverstöße von Radlern strenger zu ahnden. Im vergangenen Jahr hat es ein Polizist sogar fertiggebracht, eine jungen Frau, die mit zwei Kindern auf dem Fahrrad unterwegs war, vom Gehweg auf die Straße zu schicken – in der Carl-von-Ossietzky-Straße, wo rechts und links alles zugeparkt ist, so dass nur ein schmaler Fahrstreifen bleibt. Die junge Frau ist mit mir verheiratet. Was spricht dagegen, das Radeln auf den Gehwegen zu tolerieren? Ich trete nicht für Rowdies ein, ich rede vom Durchschnittsradler, der meist mit Umsicht die Lücken nutzt, die abseits der offiziellen Verkehrsströme bleiben. Es muss Schluss sein mit der in dieser Stadt von verschiedenen Seiten geübten Methode, Fahrradfahrer zu diskriminieren! Den Autofahrern ist damit nicht geholfen. Viele von ihnen wissen, wie gefährdet Radler bei diesen Witterungsbedingungen sind, wenn sie mit ihnen die Straße teilen. Ihrer Aufmerksamkeit und Rücksicht gilt mein besonderer Dank. Allerdings gibt es auch andere Erfahrungen. Eine Taxifahrerin, die neulich einige Sekunden hinter mir her fahren musste, fluchte, als sie mich endlich überholen konnte, und trat dann kräftig aufs Gaspedal. Hallo Potsdam, wo ist Deine gerühmte Toleranz? Ach nein, diese Frau war nicht aus Potsdam. Aber der Herr in Uniform, der ist eine Art Aushängeschild. Er sollte sich um korrekte und höfliche Manieren bemühen. Und er sollte über den Sinn von Regeln und Verordnungen nachdenken, wenn es seine Vorgesetzten nicht für ihn tun.
Klaus-Peter Möller, Potsdam
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