Lesermeinung: Polemik
Wie viel Museum braucht diese Stadt?17.
Stand:
Wie viel Museum braucht diese Stadt?
17.5. 2008
Der Autor hat Recht, dass die Diskussion einseitig geführt wurde. Das ist das Ergebnis einseitiger Kulturpolitik, die das Stadtmuseum abwickelte, totschwieg und kaputt sparte. Alles andere als die vom Autor frech konstatierte „Selbstverständlichkeit“ ist es, wenn nach über zehn Jahren endlich ein neuer Standort gefunden und finanziert wird. Sie scheinen zu vergessen, dass der Beschluss das Ergebnis eines zwei Jahren währenden Kampfes des Fördervereins für eine angemessene (und nicht einseitig erhöhte) Unterbringung des Stadtmuseums ist. Wenn Sie meinen, dass die ehrenamtliche Arbeit umsonst war, weil Potsdam „in der Präsentation seiner Geschichte fast schon ersäuft“, zeigt das eine bemerkenswerte Unkenntnis über die museale Landschaft und ein gehöriges Maß an Ignoranz und Kaltschnäuzigkeit gegenüber dem bürgerlichen Engagement. Potsdam ersäuft in der Geschichte der königlichen Schlösser und Gärten. Das mag sein. Aber die Geschichte der Einwohner und des gesellschaftlichen Wandels kann man bislang nirgendwo sehen. Dass aber gerade dies in Zeiten wachsender historischer Unkenntnis wichtig ist, spricht für den Ausbau und die Konzentration aller Kräfte auf das Potsdam-Museum. Die Forderungen des Naturkundemuseums mögen berechtigt sein, daraus jedoch eine undifferenzierte Polemik zu machen und eine mühsam erstrittene Entscheidung zugunsten eines jahrelang vernachlässigten Stadtmuseums zu beschädigen, steht Ihrer Zeitung nicht gut zu Gesicht.
Markus Wicke, Vorsitzender vom Förderverein des Potsdam-Museums e.V.
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