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Lesermeinung: Potsdam: Unterbringung von Flüchtlingen im Schlaatz

PBG wehrt sich gegen Asylheim-Einzug10.2.

Stand:

PBG wehrt sich gegen Asylheim-Einzug

10.2. 2009

Ich bin über die subtilen Methoden der PBG entrüstet, mit der Vertreter der Genossenschaft zu verhindern suchen, dass schutzbedürftige Flüchtlinge am Schlaatz Unterkunft erhalten. Auffällig ist, dass sie wiederholt betonten, sie seien weder ausländerfeindlich noch rassistisch. Flüchtlinge sollten viel mehr als bisher in privaten Wohnungen untergebracht werden. Dass die PBG für Senioren altersgerechte Wohnungen schaffen will ist unterstützenswert. Warum aber alte und junge Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Sozialisationen nicht in guter Nachbarschaft zusammenleben sollten, dass erschließt sich mir nicht. Ich habe ein Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher Generationen und aus unterschiedlichen Ländern immer als sehr bereichernd empfunden. Außer mit Vorurteilen und Unwissen ist die Kampagne der PBG für mich nicht erklärbar. Wenn die PBG zukünftig Leerstand befürchtet, so geht das wohl an der Realität des Potsdamer Wohnungsmarktes vorbei. Wobei ich den Vertretern der Genossenschaft soweit Recht geben muss, dass sie zumindestens mich und meine Familie als zukünftige Mieter verloren haben.

Hanna Begalis, Potsdam

Schlecht vorbereitet, 14.2. 2009

Die Diskussion ist beschämend und peinlich. Als „großzügige Anlage“ kann man den Lerchensteig nur bezeichnen, weil sie praktisch auf dem Land liegt. Die soziale Isolation ist die Ursache für das jetzt diskutierte Problem: Flüchtlinge haben Angst vor rassistischen Deutschen, Stadtbewohner haben Angst vor Flüchtlingen. Sollen wir diesen Ansatz zur Segregation bestehen lassen? Sicher wäre eine Diskussion mit den Flüchtlingen sinnvoll gewesen. Aber Flüchtlinge wurden nicht zur Einrichtung an der Michendorfer Chaussee gefragt und ihre Mitsprachebemühungen wurden bei der Schließung der Kirschallee nicht berücksichtigt. Um nicht falsch verstanden zu werden: die Intention ist richtig, aber angesichts der Flüchtlingspolitik mutet es etwas scheinheilig an. Es gibt Menschen, die sich jahrelang mit Flüchtlingen in Potsdam auseinandersetzen. Eine Erfahrung ist: Viele haben Angst, sich öffentlich zu positionieren, weil sie Konsequenzen für ihr Asylverfahren oder eine Verschlechterung ihrer Wohnsituation im Heim befürchten. Das Leben von Flüchtlingen im Asylverfahren ist durch behördliche Willkür und ausländerrechtliche Bestimmungen stark eingeschränkt. Wer geflohen ist, hat sehr unsichere, prekäre Lebenssituationen mitgebracht. Dass jedes Stückchen Sicherheit nicht leichtfertig aufgegeben werden will, ist völlig klar. Auch die Kirschallee-Bewohner wollten dort erst nicht hin. Aber als die Kirschallee geschlossen wurde, waren sich alle einig, dass der Lerchensteig wieder eine erhebliche Verschlechterung darstellen würde. Das jetzt gefundene Objekt weist zwar räumliche Mängel auf, es ist aber unfair, diese als Argument gegen eine Unterbringung von Flüchtlingen in der eigenen Nachbarschaft zu benutzen. Während der Diskussion um die Kirschallee forderten Flüchtlinge und ihre Unterstützer vehement, dass dezentrale und besser angebundene Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden. Sie blieben größtenteils erfolglos, weil Politik und Verwaltung nicht handelten. Dass es im Jahre 2009 immer noch Vorbehalte unter Potsdamern und Flüchtlingen gibt, ist genau das Ergebnis dieser Ignoranz. Daran muss sich schnellstens etwas ändern!

Juliane Masch, Potsdam

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