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Lesermeinung: Potsdamer Landtag: Anhaltende Auseinandersetzungen um Ausschreibungen

Potsdamer Landtag wird historischWenn erst jetzt durch die Millionen-Plattner-Spende die Aufnahme der historischen Schlossfassade in das Ausschreibungsverfahren ermöglicht wurde, frage ich mich, was war denn bislang Inhalt des Ausschreibungsverfahrens? Wie konnte es angehen, dass die eingereichten Entwürfe moderne Bausünden a la Potsdam-Center auswiesen?

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Potsdamer Landtag wird historisch

Wenn erst jetzt durch die Millionen-Plattner-Spende die Aufnahme der historischen Schlossfassade in das Ausschreibungsverfahren ermöglicht wurde, frage ich mich, was war denn bislang Inhalt des Ausschreibungsverfahrens? Wie konnte es angehen, dass die eingereichten Entwürfe moderne Bausünden a la Potsdam-Center auswiesen? Die Konsortien hatten wohl doch nicht den klaren Auftrag erhalten, ein Landtagsgebäude nicht nur in den äußeren Um- und Aufrissen des historischen Gebäudes errichten zu sollen und sich auch in der Fassade am historischen Vorbild zu orientieren. Kein Vertreter dieser namhaften Konsortien, kein dort beschäftigter Architekt kommt doch auf die Idee, etwas entgegen der Vorgaben zu entwerfen. In Kenntnis des Beschlusses des Landtages mit seinen klaren Vorgaben ist das doch als fahrlässig zu bezeichnen. Wie kann es angehen, dass ein Konsortium dennoch annimmt, gegen diese vermeintliche „nachträgliche Aufnahme der historischen Schlossfassade“ ein Einspruchsverfahren erfolgreich beenden zu können? Was stand in den ersten Ausschreibungsunterlagen wirklich? Das Volk, das den Bau in den nächsten 30 Jahren finanzieren soll, hat ein Recht, dieses zu erfahren, damit die wirklichen Verursacher dieser Misere zur Verantwortung gezogen werden! Übrigens hat die großherzige Spende von Professor Plattner den Bau nicht verteuert, vielmehr führt sie zu einer Minderung der Baukosten – siehe Inhalt des Landtagsbeschlusses!

Gerhard Kessler, Potsdam

Zeitplan für Landtags-Neubau in Gefahr 10.9.

Die nicht endlosen juristischen Auseinandersetzungen um den Wiederaufbau des Stadtschlosses geben Anlass, sich über das anstehende Ausschreibungsverfahren für die Bebauung an der Alten Fahrt Gedanken zu machen. Wird es ohne eindeutige historische Vorgaben auch in diesem Fall zu Auseinandersetzungen kommen, die Potsdams Mitte schaden und die Brachlandschaft am Alten Markt unnötig erhalten? Die Anforderungen an die Gebäude rund um den Knobelsdorffbau müssen klar sein. Nur ein historischer Wiederaufbau des Palais Barberini und seiner Nachbargebäude wird die einmalige Anziehungskraft unserer Stadt auf die Potsdamer und Menschen aus aller Welt weiter ausbauen. Betonkomplexe hingegen, mit Leuchtreklame sind in der Umgebung des Sterncenters besser aufgehoben! Shoppingcenter, sterile Bürobauten und kalte Hotelketten wären im Umfeld des Stadtschlosses fehl am Platz! Das große Einkaufseinerlei der immergleichen Filialen, die sich überall des immer gleichen Ladenbaus bedienen, ist für die historische Mitte Potsdams Gift. Unsere Stadt hat im Gegensatz zu anderen Orten Geschichte, von der wir profitieren, wenn sich die Stadtväter den einzigartigen Erfolg von Dresden als Vorbild nehmen. Ob München, Hamburg oder Berlin - eine Kette bleibt eine Kette. Potsdam ist zu Schade, um es dem Einheitsbrei und der Austauschbarkeit der Konsumwelt preiszugeben. Unsere Stadt hat es verdient, sich auf die einstigen Baumeister zurückzubesinnen, die mit hoher Sensibilität und Gestaltungskunst einen einmaligen Ort geschaffen haben. Eine neue Kompromissstruktur in der Potsdamer Mitte, mit teils historisierendem Fassadenkleid, teils zeitgenössischen Hüllen würde optisch wie städtebaulich keine Ergänzung bilden, sondern einen übergewichtigen Gegenpol zur kleinteiligen Innenstadt. Die Forderungen nach Neubauten aus den Mündern von Herrn Kock, Braum, Pehnt und anderen Architekten gilt es mit der Würde und Zurückhaltung des ehemaligen Schlosses und seiner Umgebung zu konfrontieren. Ein klares, geschichtsbewusstes Ausschreibungsverfahren würde Potsdam und seinen Bürgern eine Zukunft ohne neue architektonische Sünden versprechen!

Jan Rinsis Ludwig, Potsdam

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