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Lesermeinung: Potsdamer Parkstreit: Verständnis für Ordnung durch mehr Öffentlichkeit?

„Parkordnung ließ sich nicht durchsetzen“, 11.6.

Stand:

„Parkordnung ließ sich nicht durchsetzen“, 11.6. 2007

Das Bewusstsein dafür, dass die Parks Denkmäler und Kunstwerke sind, ist in Potsdam wenig ausgeprägt. Das Ziel, Potsdam als Gesamtkunstwerk attraktiver für Touristen zu machen, wird durch die Freigabe der Parks für klingelnde Radwandergruppen, abkotende Hunde und Nacktbadende nicht erreicht. Im Park Schönbrunn, oder in Versailles käme niemand auf solche Ideen. Die angebotenen Kompromisse, wie ausgewiesene Liegewiesen und Fahrradstrecken funktionieren nicht, das war vorauszusehen. Langfristig könnte die Schlösserstiftung zu einem Mentalitätswandel beitragen, wenn sie die großartigen Leistungen der Gartenarchitekten in einer Dauerausstellung in einem stadtseitigen repräsentativen Gebäude würdigte und mit einer der Bedeutung angemessenen Öffentlichkeitsarbeit begleiten würde.

Günter und Bettina Schlamp, Potsdam

Über den Wert des UNESCO-Welterbes

„Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.“ (2. Buch Mose, Kapitel 3). Solch strenge Forderungen galten vor über 3000 Jahren. Wer heute den Babelsberger Park betritt hat es leichter: Er darf die Schuhe anbehalten. Noch! Dafür muss er aber Hund und Kind an die Leine legen und sich auf die Einhaltung des rechten Stiftungsweges konzentrieren. Nicht der Dornbusch empfängt ihn dort, sondern ein monumentales, zementgebundenes Tafelwerk mit der Liste der 17 Verbote. UNESCO Welterbe heißt der heilige Ort. Leider hat dessen Geist große Teile des Volkes noch nicht erreicht. Dagegen kann wohl nur missionarischer Eifer helfen.

Dr. Günter Möstl, Potsdam

„Peinlicher Potsdamer Parkstreit“, 4.6.

Der Verfasser moniert mangelndes Geschichts- und Demokratieverständnis der Deutschen, speziell der Potsdamer. Er scheint jedoch nicht sehen zu wollen, dass der Potsdamer Park-Streit aufgrund des undialogischen Verhaltens verursacht wurde, welches an Zeiten des königlichen Regierens erinnerte. Die ungewöhnliche Machtfülle, die der Stiftung, zukommt, hat sie genutzt. Dies stieß verständlicherweise auf Widerstand. Es geht hier nicht, wie der Verfasser meint, um die Verteidigung persönlicher Sondernutzungsrechte, sondern um ein Aufbegehren gegen eine nicht mehr zeitgemäße Diktion. Es geht den Potsdamern nicht um einen Vergnügungspark, sondern um den Erhalt der Parklandschaften als lebendige Kulturdenkmäler. Das Bild, das der Verfasser von den Potsdamern zeigt, nämlich einen Haufen von selbstsüchtigen Kulturignoranten, ist verletzend für die Potsdamer, die in verantwortungsvoller und konstruktiver Weise versuchen, einen vernünftigen Dialog mit der Stiftung aufzubauen.

Ele Wagner, Potsdam-Babelsberg

Peinliche Park-Pauschalierung

Wer Meinungsartikel schreibt, sollte über profunde Sachkenntnis verfügen. Er darf nicht der Gefahr erliegen, nur den Teil des Sachverhalts wahrzunehmen, der seine Vorurteile bedient. Der Autor hat in seinem Meinungsartikel „Peinlicher Potsdamer Parkstreit“ diese Grundsätze grob missachtet. Dies führt dazu, dass der Autor das Gegenteil von dem erreicht, für das er sich doch einsetzen möchte. Eine Gesellschaft kann der berechtigten Forderung, sich mit seiner Geschichte auseinander zu setzen, nur nachkommen, wenn diese lebendig und erlebbar ist und nicht in einem Museum eingesperrt und konserviert wird. Auseinandersetzung mit der Geschichte bedeutet eben nicht, deren Zeugnisse um jeden Preis unverändert zu bewahren, sondern sie in einer Form nutzbar zu machen, die gleichzeitig angemessen wie auch zeitgemäß ist.

Die Bürgerinitiative Babelsberger Park (BI) setzt sich weder für einen Bikerparadies in den Parks noch für uneingeschränktes FKK-Baden an den Ufern der Havel ein. Das Ziel der BI ist es, die Stiftung an die Einhaltung ihrer satzungsmäßigen Aufgaben zu erinnern. Dort heißt es: „Die Stiftung hat die Aufgabe, die ... Kulturgüter zu bewahren, (und) ... der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die Auswertung dieses Kulturbesitzes für die Interessen der Allgemeinheit ... zu ermöglichen“. Die BI setzt sich, ganz staatstragend, dafür ein, dass ein Teil der dafür geeigneten Wege auch weiterhin für Fahrradfahrer nutzbar ist. Der überwiegende Teil der Wege soll den Fußgängern vorbehalten bleiben. Die BI setzt sich daher dafür ein, dass ein Teil der Wiesen in angemessener Weise zum Spielen für Kinder, als Liegewiese und ein kleiner Teil des Havelufers zum Baden genutzt werden kann, während der allergrößte Teil von derartigen Nutzungen freigehalten werden soll. Um die verschiedenen Ziele zu gewährleisten, erarbeitet die BI in Zusammenarbeit mit dem B.U.N.D. ein entsprechendes Konzept. Die Initiative nimmt also nicht die Einzelinteressen von egoistischen Mitgliedern einer Spaßgesellschaft wahr, sondern will die verschiedenen Interessen einer angemessenen Berücksichtigung zuführen. Die Potsdamer Parks und Gärten sind groß genug.

Andreas Seeck, Potsdam-Babelsberg

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