Lesermeinung: Pro „Alte Post“
Zu: „Der geätzte Unger“, 2.12.
Stand:
Zu: „Der geätzte Unger“, 2.12. 2009
Zunächst einmal bin ich froh, dass der Workshop zum „Reisebüro-Nachfolger“ stattgefunden hat und dass der neue Entwurf besser ist als der erste. Kompliment an Architekt, Pro Potsdam, Stadtverwaltung und alle Beteiligten, dass sie diesen Prozess gegangen sind. Dieser neue Weg der Potsdamer Baukultur und der Kommunikation mit dem Bürger macht Hoffnung! Und trotzdem – mein Herz schlägt für die „Alte Post“ von Unger! Wenn die Stadt zurzeit untersucht, welche Häuser unter „Leitbautenverdacht“ fallen, so ist doch die „Alte Post“ eine Hauptverdächtige! Sie ist kunsthistorisch und städtebaulich von größter Bedeutung. Sie war von außergewöhnlicher Plastizität, eine Art Skulptur – diese Qualität fehlt dem neuen Entwurf (trotz angedeuteter Risalite) völlig. Wir reden in Potsdam zurzeit über etwa zehn oder zwölf Leitbauten. Bei insgesamt etwa 80 Häusern in dem zu bebauenden Gebiet, muss man also keine Angst haben, dass die Moderne nicht zum Zuge kommt. Doch muss es ausgerechnet an dieser prominenten Straßenecke sein? Wird der „Kippkarten-Effekt“ wirklich funktionieren? Ist das Haus nicht viel mehr Effekt und Mode als Architektur? Ist die Ätz-Technik wirklich gut machbar? Ist sie günstiger als eine Rekonstruktion? Sieht das Haus wirklich einladend aus? Wirkt es nicht eher „wie eingesperrt“? Streng betrachtet ist der Entwurf feige, weder Fisch noch Fleisch. Haben wir aufgrund der immensen Bedeutung des Vorgängers an dieser Stelle Mut zur Rekonstruktion! Geben wir dem Architekten Schürmann doch an anderer Stelle die Chance, die moderne Idee der „Kippkarte“ zu verwirklichen!
Jörg Hartmann, Potsdam
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