Lesermeinung: Radweg ins Nichts

Polizei auf Kriegspfad mit Fahrradfahrern? Es wurde über den ansteigenden Fahrradverkehr in unserer Stadt berichtet. Diese erfreuliche Entwicklung und die Erklärungen von Stadtverordneten und Stadtverwaltung zur Förderung des Fahrradverkehrs sind ausdrücklich zu begrüßen. Nur werden sie ins Leere laufen, wenn die Potsdamer Polizei sich an diesem Vorhaben nicht beteiligt, sondern unabhängig von der tatsächlichen Situation und Notwendigkeit Fahrradfahrer in Potsdam schikanös behandelt. Ich fuhr per Fahrrad die Humboldtbrücke in Richtung Babelsberg. Bereits seit zehn Jahren benutze ich unbehelligt den stadteinwärts gerichteten Fahrradweg. Doch diesmal glaubte ich, meinen Augen nicht zu trauen: Drei Fahrrad-Polizisten hielten alle Fahrradfahrer so auch mich an, um sie darauf hinzuweisen, dass sie den Radweg in die falsche Richtung benutzen würden. Bei der nächsten Kontrolle sollte ich 15 Euro dafür bezahlen. Für heute bliebe es bei einer Ermahnung. Ich konnte das gar nicht glauben. Der Radweg auf der „richtigen“ Seite führt am Zentrum-Ost ins Nichts, während die Verbindung von der Humboldtbrücke über die Straße am Babelsberger Park nach Alt-Nowawes die sicherste und angenehmste Verbindung von Potsdam nach Babelsberg darstellt. Auch Breite und Zustand des Radweges auf der Parkseite erlauben den Verkehr in beide Richtungen, zumal diese Verbindung nur wenig von Fußgängern frequentiert wird. Im Abschnitt zwischen Mühlenstraße und Alt Nowawes besteht die legale Möglichkeit, den Rad beziehungsweise Gehweg in beide Richtungen zu benutzen. Vor diesem Hintergund ist das Verhalten der Polizei völlig abseits der tatächlichen Gegebenheiten und ausschließlich formal motiviert. Stadtverordnete und Verwaltung sollten nicht nur Erklärungen zur fahrradfreundlichen Stadt abgeben, sondern auf die Polizei einwirken, um solche unsinnigen Maßnahmen zu verhindern. Anderenfalls muss der Radweg auf der Humboldtbrücke als Zwei Richtungs Radweg ausgewiesen werden. Jens Lüscher, Potsdam-Babelsberg