zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Rassistische Vorurteile

Zu „Umzug der Asylbewerber in den Lerchensteig“, zur Sitzung des Sozialausschusses am 16. März und zur Bornstedter Runde am 24.

Stand:

Zu „Umzug der Asylbewerber in den Lerchensteig“, zur Sitzung des Sozialausschusses am 16. März und zur Bornstedter Runde am 24. Februar: Nachdem mittlerweile offensichtlich ist, dass die Szenarien von vor zwei Jahren (die Asylsuchende würden u.a. Bornstedter Kinder vergewaltigen und mit Drogen dealen) nicht zutrafen, sondern deutlich geworden ist, dass Asylsuchende Nachbarn wie andere auch sind, wird weiterhin kräftig Stimmung gemacht. Und wo keine Argumente sind, wird mit rassistischen Vorurteilen und falschen Tatsachen gearbeitet. Beispiel „Bornstedter Runde“: Hier wird offen angesprochen, was des Pudels Kern ist. Man wolle keine Menschen in der Nachbarschaft, die Deutschland nichts geben könnten. Erstens ist dieser Nationalbezug sowieso schon fragwürdig und führt zu rassistischer Diskriminierung, andererseits sitzen in den Flüchtlingsheimen dieses Landes zahlreiche qualifizierte Arbeitskräfte, denen es verboten ist, hier zu arbeiten und somit Steuergelder und Lebenskosten der Gemeinschaft zuzuführen. Beispiel „Sozialausschuss“: Man möchte, dass die Menschen wegziehen, weil sie anders und lauter seien als Deutsche und eine andere Mentalität hätten. Die unlogische Verknüpfung von unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe mit Charaktereigenschaften ist Kernstück rassistischer Denkweisen. Die Aussage, dass Ausländer lauter seien als Deutsche ist gleichermaßen absurd wie im Falle Kirschallee auch unwahr. Beispiel „Leserbrief vom 15. März“: In der Tat werden über 90 Prozent der Asylanträge abgelehnt, kein Wunder, da sich die Asylgesetzgebung in den letzten Jahrzehnten stetig verschärft hat. Das Asylrecht in Deutschland entspricht längst nicht den empfohlenen Standards des UNHCR und der Menschenrechtsdeklaration. Die langwierigen Asylverfahren beginnen, in dem Flüchtlinge von dem Recht Gebrauch machen, gegen die Ablehnung zu klagen (elementares Prinzip eines Rechtsstaates). Alles in allem erhalten also zwischen 30 und 40 Prozent der Asylsuchenden trotz eines der schärfsten Asylgesetze einen Aufenthaltstitel. Eine menschenwürdige Unterbringung ist mitnichten eine Entscheidung der Steuerzahler, sondern richtet sich nach Empfehlungen international anerkannter Menschenrechtsorganisationen, die einen wesentlich bessern fachlichen Hintergrund haben als der Steuerzahler, der diesbezüglich in der Regel keine Qualifikation vorweisen kann. Die, die all diese falschen Behauptungen und Vorurteile benutzen, wollen keine Asylsuchenden in Bornstedt. Sie basteln sich dazu eine Homogenität von Deutschen zurecht und eine Homogenität von Ausländern. Um ihre Privilegien und Interessen durchzusetzen, bedient sich die deutsche „Volksgemeinschaft“ eines einfachen Prinzips: Ausländer haben weniger Rechte als Deutsche und dürfen sich nicht über 6 Quadratmeter Wohnfläche, Kürzung der Sozialhilfe und Zwangsverschickung neben die Kläranlage beschweren. Wie leise und unauffällig die Asylsuchenden in der Kirschallee auch leben würden, sie würden von einigen Bornstedtern nie akzeptiert. Die Bürgerinitiative Bornstedt ist und bleibt treibende Kraft dieser rassistischen Äußerungen. Julia Werrich, Potsdam

Julia Werrich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })