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Lesermeinung: Rechtschreibreform

Zu: „Zurück in den Elfenbeinturm“, 8.4.

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Zu: „Zurück in den Elfenbeinturm“, 8.4. Geht man davon aus, dass der Beitrag die Meinung der PNN-Redaktion zur Umsetzung der umstrittenen Rechtschreibreform darstellt, kommt mir, ehrlich gesagt, der Kaffee hoch. Warum? Die Autorin des Meinungsbeitrages verwechselt offensichtlich Ursache und Wirkung. Das Dilemma, verdanken wir nicht den Reaktionen der Reformgegner. Vielmehr haben wir es der KMK zu verdanken, die zwei Jahrzehnte vor sich herdümpelte und für die Detailfragen eine „Zwischenstaatliche Kommission“ zur Ausarbeitung einsetzte. Das von dieser Kommission vorgelegte „Ergebnis“ war derart „dünne“, weil widersprüchlich, dass sich ein breiter öffentlicher Protest entwickelte. Selbst Hinweise von Sprachexperten, die wollten, dass mit der Umsetzung der Reform unserer Muttersprache ein beträchtlicher geistiger und kultureller Schaden zugefügt wird, wurden letztlich von der KMK wissentlich negiert. Die Verlage erkannten schnell, welche günstigen Möglichkeiten sich für sie durch den Neudruck der Schulbücher ergaben und schufen mit der Herausgabe nach neuer Rechtschreibung einfach vollendete Tatsachen. Das Geschäft hat sich offensichtlich gelohnt. Die Schüler, die zwischenzeitlich nach den neuen Rechtschreibregeln unterrichtet wurden, sind die Leidtragenden. Wenn jetzt einige Regeln wieder zurückgenommen werden, haben sie das der KMK und dem Vorpreschen der Schulbuchverlage zu verdanken. Erst als der öffentliche Druck stark und das Fortbestehen der KMK in Gefahr war, besann sich diese und setzte erstmalig Sprachexperten von Befürwortern als auch Gegnern der Rechtschreibreform ein. Die Autorin hat wissentlich negiert, dass eine deutliche Mehrheit der Bürger sich in der Vergangenheit gegen die Rechtschreibreform ausgesprochen hat. Stattdessen versucht sie in ihrem Beitrag mit primitiven und niveaulosen „Konstruktionen“ unter Einbeziehung verstaubter, offensichtlich der Mottenkiste entnommener Argumentationen, dem Leser eine heile Welt mit nicht erkennbaren Vorzügen der Rechtschreibreform vorzugaukeln. Ein kläglicher Versuch. Helmut Haike, Potsdam

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