Lesermeinung: Region rückt ohne „Wachstumskern“ näher zusammen
Zu: „Wachstumskern ohne Förderung“, 23.11.
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Zu: „Wachstumskern ohne Förderung“, 23.11.
Jede Medaille einer Münze hat zwei Seiten. Sicher könnte unsere Region im „Speckgürtel“ Berlins speziell für Infrastruktur hohe Fördermittel gut gebrauchen. Es ist verständlich und sehr löblich, dass sich die für die Region zuständigen Politiker dafür auch stark machen.
Mit der Verbesserung des Öffentlichen-Personen-Nah-Verkehrs (ÖPNV) könnte der Individualverkehr auf den Straßen Entlastung bringen, was bei dem starken Bevölkerungszuwachs auch dringend notwendig ist. Doch ob die gewünschten Vorhaben, wie S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf und Stammbahn Kleinmachnow derzeit angemessen sind, muss mit Recht allein wegen der Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt werden. Ob eine neue Landesstraße („L 77 neu“) durch Stahnsdorf mit der Begründung der zusätzlichen Erschließung eines ganz geringen Teils der großen Freiflächen des Gewerbegebietes mit zusätzlichem LKW-Verkehr durch den Ort wirklich notwendig und erstrebenswert ist, wird nicht nur von den davon direkt betroffenen Anwohnern stark bezweifelt.
Schön, dass die Entscheidung der Landesregierung die Verantwortlichen zu einer Neubewertung und einem Umdenken zwingt. Schade, dass es für den vierspurigen Ausbau der L 40 dafür zu spät ist. Wir brauchen keine neue Landesstraße, die den Ort mit zusätzlichem Lärm und Durchgangsverkehr (Abkürzung zur Autobahn) belastet. Mit Recht denkt der Kreistagsabgeordnete, Herr Klocksin, inzwischen schon laut über Mautgebühren für die neue „L 40“ nach, was in der Folge auch auf die „L 77 neu“ zutreffen würde.
Wir sollten uns nach kostengünstigeren und ökologischen Alternativen umsehen. Dazu gehören beim Mitteleinsatz in der Kommune auch kleinere Schritte, wie der Ausbau von Radwegen, Wiederherstellung und Schaffung von kurzen Fußwegverbindungen innerhalb des Ortes. Man muss sich auch der Wirtschaftlichkeitsberechnung alternativer ÖPNV-Lösungen stellen und öffnen, wie Tram oder Einsatz von Bussen mit ökologisch betriebenen Brennstoffen.
Wir sehen in der Nichtberücksichtigung unserer Region als „Wachstumskern“ eine Chance, dass die Region tatsächlich bei der Bewältigung der Probleme enger zusammenrückt und zusammenarbeitet, wie mit dem guten Beispiel der Vereinbarung zur Sicherung des Freibades Kiebitzberge. Die Politiker sollten die Bürger dabei viel häufiger mit ins Boot nehmen und sich ernsthaft bemühen, deren sinnvolle Ideen auch umzusetzen. So wie man im privaten Bereich gezwungen ist, mit sparsamen Mitteleinsatz einen hohen positiven Effekt zu erzielen, sollte man auch mit öffentlichen Mitteln, unseren Steuern, umgehen.
Stellen wir die bisher speziell in Stahnsdorf gewünschten Vorhaben und Investitionen ruhig in Frage und bewerten sie unter Mitwirkung der Bürger neu – zum Wohle unserer Kommune.
Edelinde Standfuß, Stahnsdorf
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