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Lesermeinung: Russisches Angeln

Integration mit AngelscheinWir haben Integration als ältere Menschen erfahren, wie sie sicher nicht sehr oft sein wird. Wir alle kommen aus dem russischsprechenden Raum.

Stand:

Integration mit Angelschein

Wir haben Integration als ältere Menschen erfahren, wie sie sicher nicht sehr oft sein wird. Wir alle kommen aus dem russischsprechenden Raum. Dort haben wir alle sehr gerne und ganz ungezwungen geangelt. Und das überall dort, wo wir es wollten. In Deutschland, auch in Potsdam, ist alles, auch fast jede Kleinigkeit, geregelt. Auch das Angeln. Und wir wollten das gerne auch hier. Aber wie? Zumal wir russisch gut, deutsch aber nur sehr mäßig sprechen.

Also marschierten wir zum Ausländerbeirat der Stadt Potsdam und fragten nach, was wir machen konnten. Dort sagten uns Frau Hildebrandt und Herr Staedke: „Angeln ohne Schein, das geht nicht! Ihr müsst eine Prüfung machen und vorher richtig lernen, Fischereirecht.“

Anglerverband. Das schien die Lösung und der Weg. Frau Hildebrandt hängte sich richtig rein und dann gab es eine Lösung. Herr Hahlweg vom Landesanglerverband Brandenburg e. V. erklärte sich bereit, nur für uns 16 Leute einen Lehrgang zu organisieren, in russisch. Zuerst waren nur ganz wenige, aber der Ausländerbeirat machte uns klar; bei nur drei, vier Leuten, die wir zuerst waren, da geht das nicht mit dem Lehrgang, Aber dann waren wir 16.

Das Lehrmaterial wurde ins Russische übersetzt, wir wurden Dank der intensiven Unterstützung durch Frau Hildebrandt eingewiesen, wie wir an den Lehrstoff herangehen mussten. Und dann kam der Clou. Frau Rückert und Frau Kaltenborn von der unteren Fischereibehörde Potsdam ermöglichten, dass wir die Prüfungsfragen in Russisch beantworten konnten.

Wir haben alle die Prüfung bestanden. Wir dürfen endlich Angeln. Mit Erlaubnis. Und wir müssen nicht auf dem Sofa sitzen. Wir sind allen, die uns dabei geholfen haben unserem Hobby nachzugehen, sehr, sehr dankbar. Es ist sicher einmalig in Brandenburg und auch in Deutschland, dass man nach deutschem Recht in einer fremden Sprache eine Prüfung ablegen kann. Das ist richtige Integrationsarbeit, die uns als Neupotsdamer, die gern hier leben, hilft. Eines haben wir aber auch erkannt, wir alle 16, wenn wir uns nicht auf den Hosenboden setzen und unser Deutsch verbessern, fallen wir auf die Nase. Lehrreich für uns Ältere - wir müssen uns kümmern.

Arkadij Epshtein, Potsdam

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