zum Hauptinhalt

Lesermeinung: „Schlangennest“

„Ein Beton-Labyrinth hat sich noch weiter ausgedehnt“ Beinahe 20 Jahre lang bin ich von Eiche-Golm nach Teltow-Seehof gependelt. In den 80ern fiel das noch leicht, dank recht niedriger Verkehrsdichte und optimalen Eilbussen zwischen Potsdamer Wohnvierteln und Teltower Großbetrieben.

Stand:

„Ein Beton-Labyrinth hat sich noch weiter ausgedehnt“ Beinahe 20 Jahre lang bin ich von Eiche-Golm nach Teltow-Seehof gependelt. In den 80ern fiel das noch leicht, dank recht niedriger Verkehrsdichte und optimalen Eilbussen zwischen Potsdamer Wohnvierteln und Teltower Großbetrieben. In den 90er Jahren wurde es schwer. Wenn sich ein Bus in über 40 (mit ein oder höchstens zwei Personen besetzte) Autos auflöst, neue Ampeln und Baustellen wie Pilze aus dem Boden schießen, kommt rasch Pendlerfrust auf. Zeitweise brachte der Umweg über Güterfelde und Ruhlsdorf etwas Entlastung. Da entfiel der Einfädel-Stress hinter der Waldschänke und der oft große Rückstau am Ruhlsdorfer Platz. Mit der Zeit mochte ich die Strecke. Ein kurzer Blick zum See, dem Schloss, der Feldsteinkirche auf dem Dorfanger. Vor kurzem – nach fünf Jahren Pause – sah ich nun den Ruhlsdorfer Wald wieder, beziehungsweise den Rest, der davon noch übrig ist. Ich war tief erschüttert. Das „Großbeerener-Schlangennest“, ein Beton-Labyrinth hat sich inzwischen noch weiter ausgedehnt und kommt mit seinen Ausläufern dem Güterfelder Dorfidyll bedrohlich näher. Wozu eigentlich, was soll das ? Mit dem Ausbau der Landesstraße (L40) will die brandenburgische Regierung den Ausbau des Flughafens Schönefeld zum internationalen Luftkreuz unterstützen – Wunderwaffe von Verzweifelten ohne Konzept. So schafft sich der unselige, von vielen Brandenburgern abgelehnte Ausbau zusätzliche Gegner. Ein Ex-Umweltminister setzt auf den Öko-Frevel Großflughafen und Billigfliegerei noch eins am Boden drauf: eine landschaftszerstörende, überflüssige, weitere vierspurige Straße. Landesvater Stolpe hatte die Autobahn (A 115) im Potsdamer Raum neu geordnet und ausgebaut. Dafür blutete – wieder einmal – die Parforceheide. Sie hätte es nach erheblichen, früheren Verlusten verdient gehabt, in den 90er Jahren das Areal des Grenzüberganges Dreilinden aufgeforstet zurückzubekommen. Der Potsdamer Bürger kann hinter dem Stern-Center auf die A 115 auffahren und über den sechsspurig ausgebauten, südlichen Berliner Autobahnring Schönefeld bequem erreichen. Die neue L40 dürfte kaum Zeitersparnis bringen. Denn alle Ortsdurchfahrten wird man nicht kreuzungs- und ampelfrei bekommen.) Und wenn, zu welchem Preis? Wie viele, teure Prestigeobjekte ohne Sinn mutet man uns noch zu, in einem Land, das kaum mehr zahlungsfähig ist? Vor Jahren schon kämpften die Güterfelder gegen die besonders naturfressende Nordvariante einer Ortsumfahrung. Jetzt kämpfen sie gegen das Prestigeobjekt L40. Welche unselige Last. Güterfelde steht vor dem „Schlangennest“ . Wünschen wir den Güterfeldern Kraft und geben ihnen Unterstützung ! Dr.Bernd-R.Paulke, Potsdam-Eiche

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })