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Lesermeinung: Schlichten statt Klagen

Zu „Selbstjustiz eines lärmgeplagten Hausbewohners“, PNN v. 25.

Stand:

Zu „Selbstjustiz eines lärmgeplagten Hausbewohners“, PNN v. 25. 9. 2 003: In diesem Zusammenhang erlaube ich mir als Leiter der Schiedsstelle III in Potsdam darauf hinzuweisen, dass es uns gibt, die ehrenamtlichen Streitschlichter. Aber offensichtlich warten viele Bürger zu lang darauf, dass sich (unerträgliche) nachbarschaftliche Beziehungen irgendwie wieder regeln werden. Aus meiner Erfahrung aber weiß ich, dass sich solche bereits angespannten Situationen in aller Regel eher verschlimmern. Der über einen längeren Zeitraum angestaute Ärger sucht sich dann sein Ventil, leider auch über handfeste Auseinandersetzungen. Dies aber ist in jedem Falle vermeidbar. Der Weg zu einer der fünf Schiedsstellen in Potsdam lohnt sich nicht nur bei nachbarschaftlichen Problemen. Die Schiedspersonen bieten gern und sachkundig Hilfestellung, ein ins Stocken geratenes nachbarschaftliche Gespräch auf neutralem Boden wieder aufzunehmen, sich über Lebenssituationen, Lebensumstände und Mietverhältnisse auszutauschen. Dass das Zusammenleben nicht einfach ist und dass es für ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis viel mehr braucht, als nur das gelegentliche gegenseitige Grüßen im Treppenhaus, liegt auf der Hand und ist Vielen klar, nur funktioniert dies in den meisten Streitfällen schon über lange Zeiträume nicht mehr. Die sich neutral verhaltenden Schiedspersonen können den Boden bereiten für ein künftiges, vertrauens- und respektvolles Zusammenleben. In den meisten der Fälle, die ich als Schiedsmann verhandelt habe, sind einvernehmliche Vergleiche geschlossen worden, und haben sich die Parteien nach langer Zeit überhaupt wieder einmal miteinander ausgetauscht und sich geeinigt, künftig über Probleme rechtzeitig ins Gespräch zu kommen. Das klingt nach wenig, ist aber für viele Betroffene, die bei der Antragsstellung noch skeptisch waren, ob der Nachbar überhaupt zum Termin erscheinen wird, schon sehr viel mehr, als sie sich vorstellen konnten. Ich empfehle den Parteien dann, das in der Vergangenheit Geschehene zu erörtern, sich auszutauschen, weshalb, wer, wann, was getan oder unterlassen hat, aber dabei nicht zu vergessen, dass eine Lösung für die Zukunft getroffen werden muss, die das Zusammenleben für beide Parteien erträglich macht. Mein Rat an alle, die unter einer ähnlichen wie in o.g. Artikel geschilderten Situation leiden, suchen sie schnellstmöglichst eine der fünf Schiedsstellen zu einem beratenem Gespräch auf. Dies wird sie weniger Nerven kosten, ist mit einer Grundgebühr von 10,-€ erschwinglich für Jedermann und hilft frühzeitig aufkommende Konflikte zu entschärfen. Jörg A. Reichel, Schiedsmann

Jörg A. Reichel, Schiedsmann

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