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Lesermeinung: Schlossbau: Weitere historische Elemente in Anforderung aufnehmen

Der zweite Traum vom Schloss, 19.5.

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Der zweite Traum vom Schloss, 19.5.

Was hat die von den Entscheidungsprozessen ausgeschlossene Öffentlichkeit von den neuen Vergabeunterlagen aus dem Hause Speer zu erwarten? Wird es wieder ein Desaster geben, bei dem die Entwürfe im Schredder landen? Es ist erstaunlich, wie in einer Demokratie Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt werden und die so oft geforderte Bürgerbeteiligung vom Finanzminister unerwünscht ist. Was ist an den Vergabeunterlagen so geheim? Fürchten die Mitglieder des Präsidiums, dass ihr Mietkauf-Modell (PPP) uns intellektuell überfordern würde?

Wie wäre es, wenn Herr Speer vor dem Hintergrund, dass die Folgen seiner Bauentscheidungen Generationen überdauern werden, vorab das Modell erklärt, dessen Inhalte nicht nur architektonischer Natur sind, sondern auch den Betrieb und die Unterhaltung des Gebäudes beinhalten? Welche architektonisch-künstlerischen Leistungen sind von Konsortien zu erwarten, bei denen die Bewirtschaftung schwerer wiegt als der tatsächliche Wiederaufbau des Knobelsdorffbaus? Die von Herrn Speer favorisierten Architekten sind bei dem PPP-Verfahren in einer Doppelrolle tätig: als Planer und als Auftragnehmer für den öffentlichen Partner. Vor diesem Hintergrund, sind die nun „präzisierten Aufgaben“ an die Konsortien von historischer Bedeutung, denn ein 1:1-Wiederaufbau der Innen- und Außenfassade nach Knobelsdorff-Vorbild darf nicht von den vermeintlich „funktionalen Erwägungen“ für den Landtag gefährdet werden. Das Argument der momentanen Unfinanzierbarkeit weiterer historischer Elemente ist kein Grund, diese nicht in die Anforderungen aufzunehmen, um sie später zu realisieren. Die Chance, zum Beispiel das historische Treppenhaus entstehen zu lassen, darf nicht vertan werden, denn der Bau desStadtschlosses hat eine andere Standzeit als die politischen Entscheidungsträger, welche über seinen Wiederaufbau befinden. Ein solches Bauwerk steht mehrere hundert Jahre und wird für kommende Generationen die Basis sein, die sie an einzelnen Stellen mit neuem Geld verschönern können. Mit den heutigen Entscheidungen über Grundriss, Form und Fassade wird der Grundstein gelegt. Bis zum Baubeginn Ende 2009 ist noch viel Zeit, um weitere Spenden für die Verwirklichung historischer Elemente zu gewinnen. Mit Hasso Plattners Millionen-Spende haben Potsdam und das Land Brandenburg die Chance, die in der Geschichte einmalig ist. Mögen die Mitglieder des Präsidiums diese nutzen, um im Dezember über historisch geprägte Entwürfe zu entscheiden, die in den einzigartigen Vorgaben des Architekten Knobelsdorff ihren Ursprung finden.

Jan Rinsis Ludwig, Potsdam

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