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Lesermeinung: Schöne Fassaden – keine Menschen

Zum Leserbrief „Missverständnisse gegenüber Mitteschön“, 2.2.

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Zum Leserbrief „Missverständnisse gegenüber Mitteschön“, 2.2. 2010

Frau Kuster irrt, wenn sie denkt, es wäre ein Missverständnis in der Bewertung des Engagements von Mitteschön gegenüber der Bibliothek aufgetreten. Sie irrt auch, wenn sie denkt, dieses Missverständnis wäre aus der Angst vor einer „Puppenstube“ in Potsdam entstanden. Das Frau Kuster an dieser Stelle aber irrt, zeigt nur, dass das Problem immer noch nicht erkannt wurde. Es geht augenblicklich nicht darum, wie sehr die sanierte Bibliothek in ein möglicherweise entstehendes und zukünftig historisch anmutendes Umfeld passt. Es geht darum, ob überhaupt etwas passiert und es geht darum, wie sehr sich Mitteschön bisher für die Bibliothek interessiert hat. Die Diskussion um die Sanierung ist keine Diskussion des Jahres 2009. Sehr lange hat Potsdam über die Sanierung diskutiert und dann diese mit breiter Mehrheit beschlossen. Wer wirklich ein Interesse am Umbau hatte, der hätte sich an diesen Stellen engagieren können. Was aber hier geschieht ist schlicht unseriös. Es wurde eine breit angelegte Kampagne gestartet, quasi direkt vor dem eigentlichen Baubeginn. Die Funktion der Bibliothek als die zentrale kulturelle und soziale Einrichtung, sowie die Funktion als zentrale Bildungseinrichtung der Stadt interessierte Mitteschön dabei nicht. Frau Kuster schreibt, sie wolle den Fachleuten die Funktionalität überlassen, sprach aber selbst von Büchern die man in Zeiten der Digitalisierung in zehn Jahren nicht mehr brauche. Ebenso bewertet sie die Architektur eben dann doch nicht nach Funktionalität sondern nach ihrem persönlichen Schönheitsempfinden. Na was denn nun? Wollen Sie sich nicht einmischen in die Frage der Funktionalität oder doch? Auch das Vorstellen der Computeranimationen war nichts anderes als Populismus. Neben der Bibliothek sieht man nur „schöne“ Fassaden, Kopfsteinpflaster, keine Autos und keine Straßenbahn – und quasi keine Menschen.

Diese Animation war allein der Versuch, die Bibliothek dort besonders deplatziert wirken zu lassen und sie zeigte doch den großen Fehler: schöne Fassaden in einer Gegend fast ohne Menschen. Es bleibt mir abschließend nur eine Aussage und eine Forderung an Frau Kuster und Mitteschön: Das Abwägen zwischen der zukünftigen Struktur der Mitte, der Bedeutung der Bibliothek als soziale, kulturelle und Bildungseinrichtung und den finanziellen Gegebenheiten einer Stadt und die daraus folgende Entscheidung nennt sich: gesellschaftliche Verantwortung. In der aktuellen Diskussion lassen Mitteschön und Frau Kuster diese Verantwortung völlig außer Acht und begeben sich in eine reine Fassadendiskussion. Ich fordere Frau Kuster, stellvertretend für Mitteschön auf, endlich in eine Diskussion einzutreten, die den Menschen der Stadt Potsdam gerecht wird und nicht nur möglichst „schöner“ Architektur!

Peter Jobmann, Student der FH Potsdam

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