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Lesermeinung: Siedlungsgeschichte

Leserbriefe unter „Der eskalierte Potsdamer Uni-Protest und seine Folgen“ 9.6.

Stand:

Leserbriefe unter „Der eskalierte Potsdamer Uni-Protest und seine Folgen“ 9.6.

Die Zeitungsberichte über Ereignisse um die geplante Vortragsreihe von Erika Steinbach zur Siedlungsgeschichte der Deutschen in Ostmitteleuropa an der Universität Potsdam haben in mir Unmut erweckt. Einige Leserbriefe unter der oben genannten Überschrift veranlassen mich zu dieser Klarstellung. Da liest man: Die Siedlungsgeschichte der Deutschen im Osten – maßgeblich erkämpft durch den Deutschen Ritterorden – sei ja kein Ruhmesblatt. Dazu ist festzustellen, dass deutsche Bauern, Handwerker, Bergleute und Kaufleute durch die einheimischen Herrscher ins Land gerufen wurden (trifft zu auf Böhmen, die schlesischen Herzogtümer, Pommern, Polen, den Karpatenraum, Russland). Bleibt das Preußenland: Hier war tatsächlich der Deutsche Ritterorden aktiv, übrigens vom christlichen polnischen König ins Land gerufen zur Hilfe bei seinem Kampf um die Unterwerfung der heidnischen Pruzzen. Auch hier hat die überwiegende Mehrheit der deutschen Bevölkerung keine Kreuzritter zu Vorfahren, sondern friedliche Bauern, Handwerker und Kaufleute. In der 700 Jahre andauernden Siedlungsgeschichte vermischten sich deutsche, slawische und pruzzische Bewohner (man schaue sich Familiennamen, Orts- und geografische Bezeichnungen an). Ihre überlebenden Nachkommen leben heute westlich der Oder. Viele von ihnen fühlen sich durch Frau Erika Steinbach vertreten. Es geht nicht um ein Zurückdrehen des Rades der Geschichte, wie Böswillige meinen, wohl aber darum, es nicht geschehen zu lassen, dass die 700 Jahre und ihre Endphase aus der geschichtlichen Überlieferung getilgt werden.

Nur die Wahrheit, das heißt das Akzeptieren der Vergangenheit und der Schicksale aller betroffenen Menschen, kann die Basis für das erwünschte Miteinander von Deutschen und ihren östlichen Nachbarn sein. Das hat nichts mit einer Eintrübung der Beziehungen von Staaten zu tun, es dient dem Gegenteil.

Manfred Mildebrath, Potsdam

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