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Lesermeinung: Spendenaffäre

Zum Urteil in der „Spendenaffäre Kanther/CDU“. Das Urteil ist gesprochen, es hat lange gedauert, es könnte vorbei sein.

Stand:

Zum Urteil in der „Spendenaffäre Kanther/CDU“. Das Urteil ist gesprochen, es hat lange gedauert, es könnte vorbei sein. Die CDU könnte sich freuen. Aber es ist nicht vorbei: Herr Kanther wird in die Revision gehen. Zwei Argumente habe ich von Ihm verstanden; zum einen sagt er, das Vergehen ist ja schon über 20 Jahre her und zum anderen ist seine Rechtfertigung, er hat sich nie bei diesen Spendenaffären persönlich bereichert. Das Vergehen ist schon über 20 Jahre her. Aber ein kriminelles Vorgehen, egal, wie fahrlässig es veranlasst worden ist, verliert seine kriminelle Bedeutung erst, wenn es schon länger her ist. Ein Einbruch, ein Betrug, ein Mord, der verjährt ist, verliert seine kriminelle Grundlage? So etwas kann strafrechtlich verjähren, aber niemals moralisch. Herr Kanther hat offensichtlich keine moralische Grundhaltung zum Vorgang der Spendenaffäre. Herr Kanther habe sich nie persönlich bei dieser Affäre bereichert. Ist das eine Grundlage für eine Revision? Macht sich ein Manager, der für sein Unternehmen kriminelle Handlungen durchführt – beispielsweise mit Bestechung, Konkursvergehen, Verletzung von Umweltauflagen – also nicht strafbar, weil er ja dadurch nicht direkt profitiert? Macht sich ein Gefängnisaufseher, der seine Gefangenen quält, nicht strafbar, weil er ja davon nicht profitiert? Ist der Verzicht auf persönliche Bereicherung ein Freibrief, um kriminelle Handlungen zu begehen? Herr Kanther hat einfach ein falsches Unrechtsbewusstsein. Er ist nicht in der Lage, zu erkennen, dass er hier etwas falsch gemacht hat. Vor diesem Hintergrund ist das Urteil eigentlich zu mild. Und sein Ausschluss, der von einigen SPD-Funktionären gefordert wurde, wäre berechtigt. Dabei, Herr Kanther, ist es nicht so schlimm, manchmal etwas falsch zu machen. Das machen wir alle mal im Leben. Und wenn wir es einsehen, kann uns die Welt in den meisten Fällen auch verzeihen. Dann geht das Leben weiter. Vielleicht nehmen Sie sich ein Beispiel an Herrn Lambsdorff, der einmal in einer ähnlichen Situation gesteckt hat wie Sie. Der hat den Kopf hochgenommen und gesagt: Ich bin schuld. Lambsdorff hat sich sicher auch nicht persönlich bereichert. Und, ist ihm jemand böse? Eher nicht, er ist heute ein hoch geachteter Mann, vielleicht höher als vorher. Helmut König, 35516 Münzenberg

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