Lesermeinung: Spielplatz für Snobs?

Zu: „Beratung für Eltern vor dem Aus“ und: „Landtag: Noch Angebote für Kupferdach möglich“, 12.7.

Sehr gut fand ich die Aufmachung des Potsdam-Teils, wo die Beiträge „Kupferdach für das Schloss“ und „Aus fürs Elternzentrum“ nebeneinander standen. 600 000 Euro zusätzlich für das ohnehin schon teure Schloss – man neigt zu sagen: Okay, wenn es aus Spenden kommt. Aber was ist das für eine Stadt, in der wohlhabende Bürger Millionen für die Wiedererrichtung historischer Gebäude geben und in der sich für mich als Vater die sozialen Angebote weiter verringern. Die Beratungsstelle brauche ich, Schloss und Garnisonkirche nicht. Was würde der Betrieb der Beratung pro Jahr kosten – 100 000 Euro vielleicht?

Frau Kuster und Frau Schulz-Fiegut konnten in ihren nostalgischen Garnisonkirchen-Erinnerungen schwelgen. Die Frage nach der falschen Symbolik und der Huldigung an den preußischen Militarismus ließen sie unbeantwortet. Ich schwelge auch manchmal und vergesse dabei, dass manche Dinge eben vorbei sind, auch wenn es schmerzlich ist. Wichtig ist der Blick aufs Heute.

Aber meinetwegen Nostalgie: Wer gibt mir (Baujahr. 1978) meine Kindheitserinnerungen zurück? Den Konsum um die Ecke, die leeren Straßen mit nur wenigen Trabis und Wartburgs, die soziale Sicherheit? Auch wenn’s schwer fällt – ich muss es nicht zurückhaben, vor allem nicht, wenn ich an die negativen Seiten des DDR-Lebens denke. Wobei die immer noch besser waren als dass, was unter unseren Friedrichen an Krieg und Unterdrückung gelaufen ist. Kann ich wenigstens mein Mosaik in der Breiten Straße behalten? Bitte, bitte!

Na ja, irgendwann werden die Mieten hier vielleicht so teuer, dass wir einfachen Leute eh nach Brandenburg ziehen müssen. Dann können sich die Snobs hier ihren Spielplatz bauen und wir können in Brandenburg im Ost-Charme leben.

Christian Rohrbacher, Potsdam