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Lesermeinung: Stadtmitte: Keine Puppenstube!

Positionen: Neues gefordert. Stadt- und Landesbibliothek braucht eine andere Fassade, 6.

Stand:

Positionen: Neues gefordert. Stadt- und Landesbibliothek braucht eine andere Fassade, 6.1. 2009

Die Schlüsse, die der Autor bezüglich des Umgangs mit dem Gebäude der Stadt- und Landesbibliothek zieht, mögen akademisch plausibel, müssen deswegen aber noch lange nicht richtig sein. Einer Stadt, in der ein Barockschloss wieder aufgebaut wird, steht es gut zu Gesicht, wenn ein öffentliches Gebäude der Nachkriegsmoderne in seiner unverfälschten Aussagekraft für die Nachwelt erhalten bleiben kann. Das muss nicht für jedes Detail zutreffen, sondern das Hauptanliegen ist die städtebauliche Aussage, die für die Zukunft Bestand haben sollte. Deshalb ist es nicht möglich, einfach eine Achse zu kappen und den Rest als Fragment in einer geglätteten Umgebung zu belassen. Ein wiederzugewinnendes harmonisches Stadtbild muss und kann eine Störung gut vertragen. Darin zeigt sich gerade die Stärke einer robusten und gewachsenen Stadtstruktur. Gebaute Geschichte muss immer auch Teil der Gegenwart sein, mit der sich alle Gruppen der Gesellschaft identifizieren können, um ihren Platz darin zu finden. Potsdam darf im Stadtzentrum keine liebliche Puppenstube werden, sondern muss Teil der Komposition einer urbanen Umwelt sein, die für einen breiten architektonischen und gesellschaftlichen Dialog geeignet ist.

Norbert John (Architekt), Potsdam

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