Lesermeinung: Stadtschloss: Eine Mitte, die trennt?
Bundesstiftung Baukultur mischt sich ein, 14.7.
Stand:
Bundesstiftung Baukultur mischt sich ein, 14.7. 2008
Ich weiß nicht, ob sich der Landeskonservator der Tragweite seiner Worte, „Mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses als Landtag wird dieses Werk ein zweites Mal zerstört“, bewusst ist. Es bedeutet doch im Umkehrschluss, dass einmal Zerstörtes immer zerstört bleiben muss, auch wenn ein gesellschaftlicher Wille zum Wiederaufbau, zur Korrektur einmal Geschehenes vorhanden ist. In Bezug auf das Potsdamer Stadtschloss geriert er sich somit, gewollt oder nicht gewollt, als Vollender der Schlosszerstörer. Auch die Befürchtung von Herrn Karg, „Man wird enttäuscht sein“, entbehrt jeder Grundlage. Warum sollte man enttäuscht sein, wenn dann der Alte Markt mit einem neuen Palais Barberini als einer der schönsten Stadtplätze in Europa wieder entstanden ist?
Wolfram Maede, Potsdam
Potsdam – mon amour, 7.7.
Es ist wunderbar, dass die Potsdamer ihre Stadt feiern und die historische Mitte zu ihrer Herzensangelegenheit erklärt haben. Das Hoffest lässt erahnen, wie schon bald die Feiern im historischen Innenhof des Potsdamer Stadtschlosses aussehen werden. Eine einmalige Situation, dass sich so viele Menschen für den originalen Wiederaufbau des Knobelsdorffbaus einsetzen. Auch der schon oft geäußerte Wunsch nach einem Café in den Torflügeln des Fortuna Portals wäre eine Chance zum gemütlichen Verweilen auf dem Alten Markt. Damit würde nicht nur politisches, sondern auch bürgerliches Leben in das Stadtschloss einziehen. Mit Hilfe der Bürger kann der Knobelsdorffbau nicht nur sein äußeres Gewand, sondern auch Teile seines historischen Interieurs, wie das Treppenhaus, oder ein Café, das sich am einstigen Speiseszimmer aus dem Jahre 1744 orientiert, wiederbekommen. Es wäre schade, wenn im Inneren des Stadtschlosses ein billiger, moderner Neubau entsteht. Deshalb ist es ein wunderbares Vorhaben, im Stadtschloss kulinarische Köstlichkeiten und Kultur auf einzigartige Weise zu kombinieren.
Moritz Bannach, Potsdam
Gespenst der toten Stadtmitte geht um 12.7.
„Mögliche zwei Jahre Zeitverzug für den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses und Klagen mit ungewissem Ausgang“, dies sind die Folgen der Ignorierung des ersten Landtagsbeschlusses durch den Finanzminister. Dabei zerstört Herr Speer das kostbare Pflänzchen, das Ministerpräsident Platzeck in seiner Zeit als Oberbürgermeister der Stadt Potsdam zusammen mit Günther Jauch angelegt hatte. 2001 sah Herr Platzeck ein „unverrückbares Hoffnungszeichen“ für Potsdam, womit „ in absehbarer Zeit ein Stück Stadtidentität wiedererlangt werden“, sollte. Diese Hoffnung erfährt mit der nun juristisch blockierten Auftragsvergabe abermals einen schweren Rückschlag. Man fragt sich, wie lange ein offensichtlich gegen den eigenen Ministerpräsidenten und einen Großteil der Potsdamer Bürger agierender Finanzminister sich noch in der Funktion eines öffentlichen Bauherrn halten kann? Mit seinem Auftritt bei der Bundesstiftung Baukultur, die als Bühne für Alt-68er diente und deren Referenten nun auch Potsdams historische Mitte verschandeln wollen, fährt Herr Speer die einstigen Visionen des heutigen Ministerpräsidenten gegen die Wand.
Mit dem Wissen um eine repräsentative Umfrage, wonach sich 63 Prozent der Potsdamer für einen Wiederaufbau des Stadtschlosses auf dem Alten Markt aussprechen und ein modernes Landtagsgebäude lieber andernorts sehen (73 Prozent), sollten sich Herr Speer und seine Architekturgeschichtsprofessoren aus der Generation der Steinewerfer ein anderes Schlachtfeld suchen, als die einzigartige historische Mitte der Brandenburger Landeshauptstadt.
Jan Rinsis Ludwig, Potsdam
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