Lesermeinung: Stadtschlossbeschlüsse einhalten!

Potsdams Umgang mit Kulturerbe

ist blamabel

Sind Dresdener kulturvoller als Potsdamer? Vielleicht, denn sie haben schon viermal einen Kulturschat wiedererrichtet und wir keinen einzigen – im Gegenteil, wir haben zwei wertvolle Schätze abgerissen. In Dresden wurden Zwinger, Semperoper, Schloss und Frauenkirche wieder hergestellt, prächtige Bauten, die scharf am Original gebaut wurden. In Potsdam errichtete man blamable Nichtarchitekturen, wie Bahnhofspassagen oder Wilhelmgalerie. Dies sollte nachdenklich stimmen, denn so wie wir mit dem eigenen Kulturerbe umgehen, ist blamabel. Es ist dem Gesamtdenkmal gegenüber kurzsichtig, denn nicht mit einer verfälschten Version können wir Potsdams Ausstrahlung Gutes tun. Dann steht da noch die Frage nach dem Einhalten von Beschlüssen. Als ich zur Jahreswende 1989/90 die Wiedergewinnung der historischen Meile zwischen dem Neustädter Tor und der Heilig-Geist-Kirche samt Stadtschloss und Stadtkanal thematisierte, folgten alsbald die von mir vorbereiteten Beschlüsse in der Stadtverordnetenversammlung. Und zum historischen Zentrum waren die Kerne formuliert: Behutsame Wiedergewinnung der historischen Altstadt im Grund- und Aufriss. Damit war deutlich, was gewollt war. CDU und SPD nahmen dieses Ziel in ihr Programm auf. Nun war es möglich, endlich einen Beschluss zum Abbruch des DDR-Theaters zu fassen – mit dem Ziel: „Stadtschloss“ folgend.

Aber auch die jüngeren untersetzenden Beschlüsse – ob von Stadt oder Land – haben ein klares Ziel formuliert. So sind die jüngsten Auswucherungen zur Stadtschlossthematik auch ein klarer Bruch eigener Beschlüsse und es muss die Frage nach dem juristischen Stand solchen Verhaltens erlaubt sein!

Horst Prietz, ehemaliger Vorsitzender des Kulturausschusses, Potsdam