Lesermeinung: Stahnsdorfer Bürgermeister hält grundlos an L77 fest
Zu: „Stückwerk und Flickschusterei“, im Teltow-Express am 31.5.
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Zu: „Stückwerk und Flickschusterei“, im Teltow-Express am 31.5., PNN am 19.4.
Stahnsdorfs Bürgermeister Enser wirft der Landesregierung „Stückwerk und Flickschusterei“ vor, weil diese bei der Fördermittelvergabe unterfinanzierte Kommunen stärker berücksichtigen will. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass er sich so mokiert: Seine Kommune ist so gut ausgestattet, dass schon vier Millionen Euro gewinnbringend auf die hohe Kante gelegt werden konnten, die erst in einigen Jahren (2010) für die Restschuldentilgung gebraucht werden.
Andererseits fordert er selbst Stückwerk und Flickschusterei von der Landesregierung: Er will nämlich vom Land ein neues Stück Asphaltpiste durch einen der schönsten Bereiche Stahnsdorfs legen lassen. Von der bereits im Bau befindlichen vierspurigen Schnellstraße L40, zwischen Güterfelde und Großbeeren, nahe dem Markgrafs-Reiterhof, wünscht er sich eine Straße vorbei am (ohnehin falsch platzierten) Stahnsdorfer Briefverteilzentrum der Post bis zur Ruhlsdorfer Straße. Dabei würden viele Hektar Kulturlandschaft zerstört, auch Blickbeziehungen über viele Kilometer und die in der Landesplanung festgeschriebene Frischluftschneise würde beeinträchtigt – von der dann entstehenden Lärmbelastung in den Wohngebieten ganz zu schweigen. Die neue Landesstraße (L77n) würde weit mehr Verkehr zum Stahnsdorfer Hof führen – ein heute schon hoffnungslos überlasteter Verkehrsknoten ohne Planungen für wirkliche Verbesserungen. Zu dessen Umgehung war vor vielen Jahren eine Verbindung zum Teltower Straßennetz geplant – die „Nordanbindung - B-Plan 1d“. Von der redet der Bürgermeister gar nicht mehr. Die Mittel dafür sind längst aus den Finanzplänen gestrichen worden. Heilfroh sind die Stahnsdorfer also, wenn die Landesregierung solch Stückwerk und rücksichtslosen Umgang mit unseren Ressourcen à la 60er Jahre noch einmal peinlichst überprüft, überdenkt und vielleicht zu besseren Erkenntnissen kommt. Denn inzwischen sind bekanntlich die für diese Flickschusterei zugrunde liegenden Entwicklungs- und Verkehrsprognosen überholt. Dennoch fordert der Bürgermeister gebetsmühlenartig diese Straße ohne Nordanbindung - ohne eine Lösung für den Stahnsdorfer Hof – und fordert sogar, dieses neue Landesstraßenstück sei beim Kauf des Gewerbegebietes von der Landesregierung versprochen worden. Er gibt zudem vor, nur diese Straße L77n als „Allheilmittel“ würde die Vermarktung der Gewerbegebietsflächen ermöglichen. Dabei könnten die nur noch geringen freien Flächen am südwestlichen Rand des Gewerbegebietes nahe Grüner Weg von bereits existierenden Straßen und Wegen erschlossen werden (Ruhlsdorfer Straße, Enzianweg, Schenkendorfer Weg). Hat der Bürgermeister vergessen, dass die Ansiedlung des Havelbus-Depots nur durch die Landwirtschaftsförderung möglich wurde? Millionen für eine Straße, die keiner wirklich braucht? Zuviel hat das Land Brandenburg schon versenkt! Die Stahnsdorfer hoffen auf einen Sinneswandel ihres Bürgermeisters. Sie wären erfreut, wenn ihnen das Land kein belastendes zusätzliches „Stückwerk“ als neue Straße zumutet.
E. Bernau, Teltow
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