zum Hauptinhalt

Lesermeinung: „Statt mit den Zeitzeugen zu reden, redet man lieber über sie“

Zu: „Geschichte ist ein Denkfach“. Podiumsdiskussion zur Rolle der Zeitzeugen 9.

Stand:

Zu: „Geschichte ist ein Denkfach“. Podiumsdiskussion zur Rolle der Zeitzeugen 9.6.

„Kontroversität“ ist ein schönes Postulat, aber das Podium war „handverlesen“ - die Ausstellungsmacher und Professoren blieben unter sich. Memorial und der Gedenkstätten-Verein wurden nicht eingeladen. Offenbar scheut man die Diskussion auf Augenhöhe. Dialog zwischen den Generationen? Auch der fand nicht statt. Denn manche der jüngeren, Fachkollegen meinen, sie wissen es einfach besser, was unsere Generation im Weltkrieg und danach erlebt hat. Wieder durften wir uns anhören: Die Deutung der Geschichte sei Sache der „Fachleute“. Eine abenteuerlich Behauptung, als wären wir keine ausgewiesenen Zeithistoriker. Manche fürchten offenbar unsere Fachkompetenz, manche schätzen es eben nicht, dass wir eine sehr genaue Sachkenntnis haben. Statt mit den Zeitzeugen zu reden, redet man lieber über die Zeitzeugen. Warum wir zur Wiedereröffnung des Hauses eine Mahnwache, Menschenkette und ein Informationsforum gemacht haben, bleibt unerwähnt, auch, wer das Haus Leistikowstraße vor dem jahrelang drohenden Abriss gerettet hat. Zehn oder fünfzehn Jahre ehrenamtliches Bürgerengagement – längst vergessen. Dafür aber wurde die vorzügliche Suppe gelobt. Denkfach Geschichte – wie schön wäre es, wenn die Organisatoren einmal darüber nachdenken, warum sie die Zeitzeugen und deren Vereine weiterhin ausgrenzen. Ehrenamtliches Engagement ist lobenswert, aber bitte nicht mitreden auf einer ach so wissenschaftlichen Konferenz.

Dr. Richard Buchner, 1. Vors. Gedenkstättenverein Potsdam e.V.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })