Lesermeinung: Steuermittel plus Spendengelder für den Stadtkanal
Zum Pro & Contra „Soll der Stadtkanal mit Steuergeldern ausgebaggert werden?“25.
Stand:
Zum Pro & Contra „Soll der Stadtkanal mit Steuergeldern ausgebaggert werden?“
25.11. 2008
Das Geld der Touristen bringt Steuereinnahmen für Potsdam und damit können Projekte für Kinder und Jugendliche finanziert werden. Wenn unsere Jugend in kommunistischer Krawall-Attitüde, die Wiedererstellung touristisch bedeutsamer Projekte bekämpft und gleichzeitig Kohle für ihre Kampfgruppen, wie Attac, schwarzer Block, Antifa und Spartacus fordert, brauchen sie Nachhilfe in Demokratie. Die Touristen bringen Millionen Euro und Menschen in Lohn und Brot. Es ist verlogene Sophisterei, wenn man von falschen Fassaden, Disneyland und den ewig gestrigen Bedürfnissen der reaktionären Restauration als Thälmännchen schwadroniert und vorgibt, den Wert und die Geschichte des Potsdamer Tourismus zu kennen.
Der Alte Fritz beliebte Fassaden vorzublenden. Der Tourist sucht den Eindruck des Ambientes.
Wenn unsere Kinderchen sich für den Tourismus einsetzen, wird Potsdam Gelder für die Kinder-, Schüler- und Jugendarbeit haben.
Karl-H. Grahmann, Potsdam
Drei Gründe für den Stadtkanal
Die Besonderheit Potsdams gründet sich nicht auf einzelne Bauwerke, sondern auf die innere Geschlossenheit und Harmonie des städtebaulichen Gesamtensembles. Zu Recht haben die Stadtverordneten befunden, dass der Stadtkanal ebenso wie das Stadtschloss und die Garnisonkirche unverzichtbare und wiederherzustellende Elemente des einmaligen Ensembles der historischen Mitte unserer Stadt sind. Einst gepriesen als „Venedig des Nordens“ ist Potsdam weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt. „Wenn es den Stadtkanal nicht geben würde, müsste man ihn erfinden“; so befand es vor etlichen Jahren ein Symposium internationaler Architekten. Immer wieder hat Potsdam die Gunst verschiedener Juroren von Städtewettbewerben erringen können, dennoch sind die Potenziale für eine lebenswerte Stadt noch lange nicht ausgeschöpft. Die Lage Potsdams am Wasser ergänzt der Stadtkanal in einzigartiger Weise. Befreit von der Funktion einer reinigenden Entsorgungsleitung erfüllt dieser Wasserlauf zukünftig vorrangig ästhetische Bedürfnisse und ist zugleich eine einmalige Reminiszenz an die auf Lebensqualität bedachten Vorgenerationen. 2007 ist der Stadtkanal und seine Wiederherstellung als Denkmal des Monats ausgezeichnet worden. Das unterstreicht in besonders sympathischer Weise, wie Potsdam von außen wertgeschätzt wird.
Es ist ein Ergebnis der politischen Mentalität, reales Handeln in Wahlzyklen zu teilen. Nur selten sind finanzielle Mittel, dafür beliebig verschiebbar. Fördermittel sind zweckgebunden, zu Spenden und deren Verwendung bestimmt der Geber. Selten aber hat ein Vorhaben so viele Spender wie das des Stadtkanals ansprechen können. Während hinter den meisten Projekten große Namen stehen, sind die Spender für den Stadtkanal allen gesellschaftlichen Schichten zuzurechnen. Gerade das zeugt von der breiten Zustimmung die dieses Projekt genießt. Wenn nun zukünftig städtische Mittel zur Vollendung des Vorhabens eingesetzt werden, heißt das doch nicht, auf Spenden verzichten zu können. Vielmehr ist es ein Bekenntnis dazu, dass Spendenmittel nicht artfremd eingesetzt werden.
Es ist konsequent, wenn sich Potsdam zu diesem Projekt bürgerschaftlichen Engagements bekennt.
Henning Krentz, Potsdam
Mit 40 000 Ehrenamtlern im Mittelfeld 20.11. 2008
Warum das Ehrenamt in Potsdam so wenig verbreitet ist, aber viel zeitliches Engagement verbraucht, war eine Seite weiter zu lesen: Dort beklagte sich der Vorsitzende des Stadtkanal-Fördervereins zu Recht über die schleppende Umsetzung des Projektes Stadtkanal und forderte ein klares Bekenntnis der Verwaltungsspitze. Eine Selbstverständlichkeit angesichts des großen Engagements des Vereins. Der Spaß am Ehrenamt hört dann auf, wenn sich Sponsoren nachvollziehbar über ständige Verzögerungen beklagen. Und wenn dann auch noch für die Soziokultur engagierte Jugendliche (auch das ist Ehrenamt) von ihrem Bürgermeister in die Nähe von Nationalsozialisten gerückt werden, verschärft das nicht nur die überflüssige Schloss-gegen-Jugendkultur-Propaganda, sondern verprellt diejenigen Jugendlichen, die sich jenseits der Links-Rechts-Schemata für ihre Belange und für ihre Stadt einsetzen. Potsdam braucht ein ganz neues Verständnis für das Ehrenamt und eine Verwaltung, die Projekte positiv begleitet und befördert.
Markus Wicke, Potsdam
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