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Lesermeinung: Stiftung bittet Besucher und Fotografen zur Kasse

Zur Kasse, bitte!, 3.

Stand:

Zur Kasse, bitte!, 3.7.2008

Wie weit muss einer Stiftung das Wasser bis zum Halse stehen, dass sie zum wiederholten Male danach sinnt, wie man – ohne selbst etwas dafür zu leisten – an das Geld der Besucher und neuerdings Fotografen kommt. Erinnern wir uns: Vor Monaten wurde versucht, durch Parkeintritte an das Geld der Besucher zu gelangen, die nun jeder freiwillig zur Erhaltung der Anlagen entrichten kann. Diese „Einnahmen“ bilden dennoch einen festen Posten im jährlichen Haushalt der Stiftung. Um diesen zu füllen, wurden zu bezahlende Kontrolleure durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten eingestellt, die Parksünder zuerst fotografieren und dann für angebliche „Parksünden“ büßen lassen, beziehungsweise zur Kasse zu bitten. Erst nach massiven Protesten musste diese Praxis aufgegeben werden. Jetzt versucht die Stiftung an Journalisten und Fotografen und deren Produktionen von Fotos, Bildbänden, Kalendern und Postkarten zu partizipieren und den Verkauf fremder Produktionen unter die eigene Kontrolle zu bekommen. 65 000 Euro sind jährlich an Einnahmen aus Bildrechten eingeplant. Eine Stiftung ist kein privatwirtschaftliches Unternehmen mit der Orientierung der Vermögensvermehrung und Gewinn. Dies scheinen das Aufsichtsgremium der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten völlig aus den Augen verloren zu haben. Wie soll man die Klage gegen die Fotoagentur „Ostkreuz“ verstehen? Es entspringt dem System, aus allem Geld schinden zu wollen, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen. Was hält die Stiftung davon ab, einfach mehr Papierkörbe oder Mülleimer für Hundekot aufzustellen? Dies könnte für die Werterhaltung der Parkanlagen sorgen und die öffentliche Einrichtung sauber halten. Und: Es kostet nicht viel. Um mehr Besucher anzulocken und auch denen einen Einblick in die Schlösser-, Park- und Museumswelt zu gewähren, die sich den Eintritt nicht leisten können, hat Portugals Hauptstadt Lissabon sehr niedrige Eintrittspreise und an den Sonntagen die Kassen geschlossen, bei freiem Eintritt für alle. Das finde ich sehr besucherfreundlich und einer Weltkulturerbestadt angemessen, wie Potsdam es eine sein will.

Udo Weber, Potsdam

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