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Lesermeinung: Straßenbauwerk mit verheerenden Auswirkungen

Zu „Neues Konzept für Ortsumgehung“ und „Diskutieren“, 18.11.

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Zu „Neues Konzept für Ortsumgehung“ und „Diskutieren“, 18.11.

Vor acht Jahren wurde ein gerade von Straßenplanern aus der Taufe gehobenes gigantisches Straßenbauprojekt, die so genannte „Netzverknüpfung“, gestoppt, weil niemand dessen wirklichen Nutzen darstellen konnte. Im Laufe dieser acht Jahre präsentierten Straßenplaner und Straßenbauer immer mal wieder Varianten dieses Projektes, ohne die Frage nach dem Nutzen auch nur zu berühren. Jetzt, nach acht Jahren wird wiederum durch Straßenplaner und Straßenbauer eine angeblich neue Variante der Netzverknüpfung, inzwischen in „Ortsumgehung Potsdam“ umbenannt, vorgestellt. Was hier vorgestellt wird, ist allerdings nichts weiter als wieder einmal „alter Wein in neuen Schläuchen“.

Der bisherige Höhepunkt in dem „neuen“ Konzept ist jedoch die Darlegung, dass mit einer zweispurigen Straße, die Knoten enthalte (Ampeln) Lkw-Fahrer abgehalten würden, eine Autobahnabkürzung zu nutzen. Wer ernsthaft behauptet, eine Ampel oder eine scharfe Kurve verhindere Lkw-Durchgangsverkehr, muss seit der Maut-Einführung in Deutschland abwesend gewesen sein. Für alle, die es vergessen haben: Dieses geplante Straßenbauwerk mit seinen verheerenden Auswirkungen soll dazu dienen, den Innenstadtverkehr von Potsdam zu entlasten. Diese Entlastung wird entsprechend offiziellen Verkehrsprognosen bis zu 6 Prozent betragen. Es werden also anstatt 40 000 nur etwa 37 500 Autos täglich über die Lange Brücke fahren. Für wen soll das eine Entlastung sein? Sie wird wohl nur von elektronischen Messinstrumenten wahrgenommen werden! Diese „Entlastung“, soll mit durchaus spürbarer und messbarer Verminderung der Lebensqualität von Bürgern in umliegenden Gemeinden und in anderen Stadtgebieten von Potsdam (z.B. Waldstadt II) erkauft werden. Damit wären zugleich negative wirtschaftlich Folgewirkungen für den Erholungstourismus im Umland (Verlärmung) verbunden. Das ist auch der Grund dafür, dass sich in den letzten acht Jahren öffentlich keine Anwohner wirklich für dieses Projekt eingesetzt haben. Wenn es Befürworter gab, waren das immer nur „Straßenbauer“.

Der Höhepunkt der Diskussion um dieses Projekt war die Aufnahme der Ortsumgehung Potsdam in den Bundesverkehrswegeplan. Wer die Erarbeitung dieses Plans verfolgt hat, weiß, dass bei dieser Beschlussfassung kein einziger fachlich-inhaltlicher Aspekt berücksichtigt wurde. Und dieser per Dekret erzeugte Bedarf soll nun als Begründung für die Notwendigkeit der Ortsumgehung ausreichen? Wenn jetzt, nach acht Jahren, der damals von Bürgern vorgebrachte Alternativ-Vorschlag umgesetzt wird, vor dem Straßenbau ein integriertes Verkehrskonzept für Potsdam und sein Umland zu erarbeiten ist das zwar spät aber nicht zu spät. Wenn sich die Arbeitsgruppe aber wie vorgesehen von vornherein das Ziel stellt, ein aus guten Gründen stillgelegtes Raumordnungsverfahren wieder zu aktivieren, dann entstehen Zweifel daran, dass eine sachgerechte Abwägung von Nutzung und Belastungen erfolgen kann. Die Arbeitsgruppe muss die Aufgabe haben, eine für die Bürger der Region nützliche und nachhaltige Verkehrslösung zu entwickeln. Nutzen und Auswirkungen auf Mensch, Wirtschaft und Natur müssen vernünftig abgewogen werden. Genau das erwarten die Bürger.

Dr. Elvira Schmidt, Manfred Krause,

Initiative Bürger für Bergholz-Rehbrücke

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