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Lesermeinung: Synagogen-Streit: „Erstmal eine Klagemauer!“

Freier Platz als erster SchrittFür Außenstehende ist es kaum fassbar, dass man bei optimalen Ausgangsbedingungen, keine Einigung findet, sondern täglich mehr Öl ins Feuer gießt. Wir haben eine Diskussion, in der religiöse Grundprägungen und emotionale Welten miteinander reden.

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Freier Platz als erster Schritt

Für Außenstehende ist es kaum fassbar, dass man bei optimalen Ausgangsbedingungen, keine Einigung findet, sondern täglich mehr Öl ins Feuer gießt. Wir haben eine Diskussion, in der religiöse Grundprägungen und emotionale Welten miteinander reden. Wir haben eine Diskussion, in der starke Persönlichkeiten, miteinander ringen. Horst Mentrup spricht mit der Stimme des verwaltungserfahrenen Politikprofis. Ud Joffe spricht nicht in seiner Muttersprache, aber in dem üblichen Temperament seines Vaterlandes. Das Fokussieren auf diese beiden Personen ist für eine fundierte, nachhaltige Lösung nicht hilfreich. Wichtig ist, dass beide begeisterungsfähig sind und für das Gleiche kämpfen. Aber es wurde noch nicht genug miteinander gesprochen. Auf die Fragen über das tragende Konzept oder über die zukünftige Betreibung, gibt es noch keine erschöpfenden Antworten. Ich halte es für notwendig, noch einmal inne zu halten und nach Abkühlung der Emotionen im offenen Gespräch einen zweiten Anlauf zu suchen, bei dem alle diejenigen noch deutlicher einbezogen werden, die das Projekt in die Zukunft tragen können und sollen. Für das Stadtschloss in Potsdam wurden gleich nach der Wende die Weichen gestellt. Die ausführliche Diskussion hat dem jetzt begonnenen Landtags-Bau gut getan und dazu geführt, dass er von einer breiten Öffentlichkeit angenommen und mitgetragen wird. Ich plädiere dafür, das Gebäude in der Schlossstraße 1 abzureißen und die Grenzwände zur Nachbarschaft mit eindeutig jüdisch wegweisenden Symbolen zu gestalten. Der freie Platz sollte der erste sichtbare Schritt für die Landessynagoge Brandenburg in der Stadt Potsdam, ein Mahnmahl sein. Es wäre dies eine Klagemauer, an der sich die Juden am Shabbat und besonderen Feiertagen versammeln und beten können. Elektroanschluss und ein Sonnensegel können dafür sorgen, dass dies gut und öffentlich sichtbar möglich ist. Die Potsdamer und ihre Besucher wären deutlich mit einbezogen und können sich mit diesem wiedererstehenden Bestandteil unserer Kultur behutsam vertraut machen. Das Land kann deutlich sichtbar sein Angebot zum Bau der Synagoge bekräftigen. Der Bauverein kann für den Bau weiter Geld sammeln. Informationen zum Vorhaben können an dem Ort der geplanten Baustelle direkt gegeben werden. Die jüdischen Gemeinden sollten den Austausch miteinander suchen, um ein für möglichst alle tragfähiges Konzept für diesen Ort des Betens und der Begegnung möglich zu machen. Aus dieser offenen Diskussion sollte man dann unter der Moderation eines nicht hier verorteten Rabbiners einen Weg suchen, der möglichst viel Gemeinsames einschließt. Ich bin allen Akteuren sehr dankbar für ihre engagierte Beteiligung, denn sowohl im Bauverein als auch in den jüdischen Gemeinden arbeiten die Menschen für den Bau der Potsdamer Synagoge im Ehrenamt. Diese Ehre des Engagements sollten wir mit der Möglichkeit des Innehaltens schützen. Wir sollten die Hauptakteure ermutigen, Vertrauen in die Kraft von Visionen zu haben und Verantwortung zu teilen.

Wieland Eschenburg, Cottbus

Synagoge im Reihenhausstil

Wir könnten doch den Bauplan verwerfen und einen neuen machen. Wir bauen einen Synagogenkomplex im Reihenhausstil: Für jede Gemeinde einen eigenen Vorderausgang, eine Terrasse zum Garten (mit Sichtblenden), der Garten wird gemeinsam genutzt. Es empfiehlt sich, von vorneherein nicht nur drei sondern vier Reihenhausscheiben zu bauen. Drei für die vorhandenen Gemeinden, die vierte für die noch Unentschlossenen oder vorübergehend ausgetretenen Gemeindemitglieder.

Jutta Handke, Potsdam

Zu: „Bauverein weist Minjan-Mitglieder ab“

Zum Vorwurf des Dirigenten Joffe, der Haberland-Entwurf gleiche einem „verwaltungsorientiertem Gebäude“, empfehle ich das Buch „Gebauter Aufbruch, Neue Synagogen in Deutschland“. Darin wird der bescheidene Potsdamer Betsaal in einem Verwaltungsgebäude der 70er Jahre gezeigt. Auf Seite 35 sieht man die Erfurter Synagoge von 1953 - der einzige Synagogenneubau in der ehemaligen DDR. Eine schlichte Variante, die kaum als Haus religiöser Versammlungen erkennbar ist. Interessant ist aber: Die Fensteransicht ähnelt dem Synagogenentwurf des Berliner Architekten Jost Haberland. Eine nicht so repräsentative, pompöse Architektur hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr durchgesetzt.

Wolfgang Teske, Bauverein Neue Synagoge, Guben

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