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Lesermeinung: Tag der Befreiung am 6. Juni 1944

Man kann den PNN nur dankbar sein, dass sie einen beträchtlichen Platz dem 60. Jubiläum des D-Days, der Landung der Alliierten in der Normandie, gewidmet haben.

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Man kann den PNN nur dankbar sein, dass sie einen beträchtlichen Platz dem 60. Jubiläum des D-Days, der Landung der Alliierten in der Normandie, gewidmet haben. In diversen Fernsehprogrammen konnte man nacherleben, besser nachbeben, was für eine gigantisch- grausige Operation das im Juni 1944 war. Nun, die Anwesenheit von Elisabeth II, von George W. Bush, von Jaques Chirac und Tony Blair erscheint dabei nur selbstverständlich. Sie haben mit Recht den Umstand hervorgehoben, dass diesmal der deutsche Bundeskanzler eingeladen war. Wobei mir scheinen will, dass nicht vorrangig die Tatsache seiner Anwesenheit bedeutsam ist, sondern seine einmalige Botschaft vor Ort, er sprach tatsächlich von „Befreiung“. Was bisher den durch die Alliierten- Truppen befreiten KZ-Häftlingen von Buchenwald und Auschwitz vorbehalten war – jetzt sprach es der deutsche Bundeskanzler höchstpersönlich an den Gräbern der Toten, auch der deutschen Toten, deutlich aus. Die Überlebenden der Konzentrationslager, ihre Angehörigen und Hinterbliebenen in Deutschland konnten aufatmen, sie wurden endlich aus ihrer Isolation befreit, in der sie ihrer Befreiung in aller Stille Jahr für Jahr gedacht haben, mit Kranzniederlegungen oder mit Besuchen ihrer fernen Freunde in Frankreich, wo es ja im Mai seit 1945 einen staatlichen Feiertag, den Tag der Befreiung gibt. Auch in diesem Jahr haben sich Veteranen unter der Leitung von Professor Horst Klett in die Partnerstadt Potsdams, nach Bobigny bei Paris auf den Weg gemacht, um im Kleinen das große, dieses pompöse D-Day-Jubiläum für sich, wie jedes Jahr, schon etwas vorweg zu nehmen. Begegnungen mit französischen Freunden und Senioren, darunter mit Pfarrer Jean Dechet, der seinerzeit ein deutsches Konzentrationslager hautnah von innen erleben musste. Wir besuchten mit den französischen Freunden einen Friedhof und legten an den Gräbern von Gefallenen Kränze nieder, besuchten eine Stelle, wo ein Vertreter der französischen Resistance Worte der Dankbarkeit aussprach, um anschließend ein Blumengebinde im Namen der „Bürger Potsdams“ niederzulegen, waren von der Bürgermeisterin Bobignys als Gäste in die Seniorenresidenz „Gaston Monmousseau“ in Bobigny eingeladen, wo es ganz locker französisch- deutsch zuging. So kann es uns nur freuen, wenn bei den großen Jubiläen nicht schlechthin von ,,früher" oder „später Geburt" fabuliert wird, sondern von einem deutschen Bundeskanzler verantwortlich über das Wesen dieser fernen, heute historischen Auseinandersetzungen, gesprochen wird. Walter Ruge, Potsdam

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