Lesermeinung: Übergriff der Kirche
Zu: „Leichts Sinn: So einfach gibt es in Afghanistan keinen Frieden.“4.
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Zu: „Leichts Sinn: So einfach gibt es in Afghanistan keinen Frieden.“
4.1. 2010
Robert Leicht hat völlig Recht. Bischöfin Käßmann sollte, wenn sie sich zu politischen Themen der Zeit äußert, ihr entsprechendes Urteilsvermögen verbessern. Der evangelische Glaube kündet von Wahrheiten. Politik ist die Kunst des Möglichen, die Welt der Ungewissheiten, das Feld der Wahrscheinlichkeiten, die Notwendigkeit, auch im Zweifel zu handeln, der Diskurs um den richtigen Weg. Politik ist auch Solidarität mit denen, die gleiche Interessen verfolgen und gleiche Werte vertreten wie wir Deutschen und die zu uns standen, als wir sie brauchten. Politik ist jedenfalls etwas anderes als die Wahrheit. Mit welcher Legitimation predigt Bischöfin Käßmann? Sie ist Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD). Ihr Amt ist der Wahrheit des evangelischen Glaubens verpflichtet. Die Aussage in ihrer Predigt in der Dresdner Frauenkirche, wo es heißt „Nichts ist gut in Afghanistan“ ist öffentliche Parteinahme im politischen Meinungsstreit. Die Bischöfin legitimiert das mit der Glaubenswahrheit der Kirche, die auch meine Kirche ist. Und mit diesem Übergriff meiner Kirche hatte ich schon in den 70er und 80er Jahren während der Debatten um den richtigen Weg zum Frieden meine Probleme.
Ich darf daran erinnern, dass ein großer Teil des evangelischen Klerus die apokalyptische Zukunftssicht vom Atomkrieg als Folge des NATO-Doppelbeschlusses in seinen Predigten und öffentlichen Reden mit der Autorität ihres kirchlichen Amtes vertreten hat. Das so genannte „Wettrüsten des Westens gegen den Osten“ sollte der direkte Weg zum Krieg sein. Und herausgekommen ist die größte Abrüstungs- und Rüstungskontrolle in ganz Europa und – nuklear - auch in der Welt. Ihre faktische Größe hat den Vertragsrahmen im Laufe der Zeit bereits unterschritten.
Hat sich je Einer von seiner einseitigen Parteinahme im Namen des Evangeliums entschuldigt?
Werner von Scheven, Generalleutnant a.D., Geltow
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