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Lesermeinung: Umfahrung Güterfelde: „Nicht entzweien!“

„Zunehmender Verkehrsstress spielt den Straßenplanern in die Hände“Als vor Jahren sich das Verkehrsministerium vorschnell auf die Nordumfahrung als einzige Variante festlegte, ging ein Sturm der Entrüstung durch den ganzen Ort. Fast alle waren dagegen.

Stand:

„Zunehmender Verkehrsstress spielt den Straßenplanern in die Hände“

Als vor Jahren sich das Verkehrsministerium vorschnell auf die Nordumfahrung als einzige Variante festlegte, ging ein Sturm der Entrüstung durch den ganzen Ort. Fast alle waren dagegen. Die Bürgerinitiative sammelte schnell 500 Unterschriften gegen das Vorhaben. Der damalige Bürgermeister und jetzige Ortsbürgermeister wetterte, das Dorf würde zerschnitten, Kienwerder abgehängt. Die damalige Gemeindevertretung ließ 2003 in den Gemeindefusionsvertrag einen Passus gegen die Nordumfahrung festschreiben. In trauter Gemeinsamkeit wurden überall Plakate gegen die Nordumfahrung aufgestellt. Die Naturschützer bangten um ein in der Region einmaliges Moor. Alles vergessen?

Heute wird suggeriert, dass die Mehrzahl der Güterfelder für den schnellen Bau der Nordumfahrung ist. Das ist nicht der Fall. Die auf der kürzlich stattgefundenen Pro-Nordumfahrung-Demo gesammelten Unterschriften stammen zum Teil nicht von Güterfeldern, sondern von durchfahrenden Verkehrsteilnehmern. Die Einwohner von Kienwerder, die bald die Mehrzahl der Güterfelder Bevölkerung ausmachen, sind gegen die Nordumfahrung. Große Teile der Dorfbewohner sind nicht betroffen und zumindest neutral. Bei allem Verständnis für die Betroffenen, für die der Verkehr zur unerträglichen Belastung geworden ist, sollten wir uns als Dorf nicht entzweien lassen. Die Fehler der Verkehrsplanungen dürfen nicht dazu führen, dass ein Dorf gespalten wird.

Erst durch den Bau des Kreisverkehrs, der das schöne Anger-Ensemble zwischen Schloss und Kirche zerstörte, wurde zusätzlicher Verkehr in den Ort geleitet. Auch die vom Ministerium lange hinausgezögerte Planfeststellung ist schuld an dem Dilemma. Wenn jetzt dort gesagt wird, „An uns liegt es nicht, dass nicht gebaut werden kann“, dann ist das falsch. Nach insgesamt mehr als zehn Jahren Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren hat das Land seit eineinhalb Jahren Baurecht und tut nichts, außer eine Allee abzuholzen und eine breite Schneise in den Wald zu schlagen.

Offensichtlich glaubt man im Ministerium selbst nicht mehr an die legitime Durchsetzbarkeit des Vorhabens, setzt stattdessen auf Zeit und schiebt der Bürgerinitiative die Schuld an der Verzögerung zu. Die Bürgerinitiative hat von Anfang an klar gestellt, dass sie klagen wird. Das Ministerium hat sich bisher einfach darüber hinweg gesetzt. Jetzt den Eröffnungstermin des Flughafens BBI als Zwangspunkt für eine schnelle Lösung darzustellen, ist nicht legitim.

Die Zunahme des Verkehrs ist durch das neue Güterverteilzentrum in Großbeeren bedingt. Schon in diesem Zusammenhang hätte die Umgehung des Ortes frühzeitig vorangetrieben werden müssen. Durch verkehrsordnungspolitische Maßnahmen sind die Belastungen der Betroffenen sicher zu mildern. Damit ist Zeit echte Alternativen zur Nordumfahrung zu suchen und zum Beispiel die Planung der Südumfahrung mit Vorrang vom Verkehrs- und Strukturministerium zu fordern.

Eine Verunglimpfung der Bürgerinitiative als „Verhinderer“ führt nicht zum Ziel. Nur gemeinsam sind wir stark genug, die Lösungen zu finden, mit denen alle einvernehmlich leben können.

Günter Mielke, Güterfelde-Kienwerder

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