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Lesermeinung: „Umnutzung“

„Wer an unserer Politik etwas auszusetzen hat, der soll sich in die Demokratie einmischen!" Für diesen Satz wäre Franz Müntefering auch meines uneingeschränkten Beifalls sicher gewesen.

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„Wer an unserer Politik etwas auszusetzen hat, der soll sich in die Demokratie einmischen!" Für diesen Satz wäre Franz Müntefering auch meines uneingeschränkten Beifalls sicher gewesen. Seit ich jedoch weiß, wie schnell man durch Behördenmitarbeiter per amtlicher Verordnung zum Wohnungslosen und damit zum Außenseiter der Gesellschaft gemacht werden kann, höre ich solche Aufforderungen mit Skepsis. Ein Einzelbürger ohne politischen Background kann, wenn er Behördenwillkür beanstanden will, gnadenlos mit Nutzungsuntersagungen und Bußgeldbescheiden belegt werden, bis er besitz- und heimatlos sein verbrieftes Widerspruchsrecht aufgibt. Eine demokratische Antibürokratenpartei zu gründen, wäre die Alternative, dauert jedoch zu lange. Welche demokratischen Mittel sollen also zum Einsatz kommen, wenn man vom Landratsamt und deren qualifizierten Mitarbeitern mit dem Bann der kostenpflichtigen Nutzungsuntersagung seines Eigentums belegt wurde? Es bleiben nicht mehr viele, wenn der Landrat erfolgte Widersprüche von denen prüfen lässt, die solche Sinnlosigkeit initiiert haben und infolge jeden Grund zur Dienstaufsichtsbeschwerde verneinen. Was dann? Die amtliche Nutzungsuntersagung wegen nicht beantragter, kostenträchtiger „Umnutzung" eines Wohnhauses, das seit 25 Jahren zum Wohnen genutzt wird, liegt nun vor und bewilligt eine dreimonatige Zeit, in der noch kein Bußgeld zwischen 3000 und 50 000 Euro erhoben wird. Da ein Besuch des Bauamtes mit laufender Kettensäge in Europa vermutlich nicht zu den demokratischen Wehrmöglichkeiten der Bürger zählt, denke ich darüber nach, ob ein Wechsel zwischen Hausbewohnung und Nächtigung im Gartenzelt eine Lösung für die noch bußgeldfreie Zeit darstellen könnte. Sollte jedoch die angekündigte Höchststrafe zum Vollzug kommen, müsste mein Eigentum verkauft werden, wodurch Camping auf eigenem Boden auch wieder entfällt. Vermutlich werde ich auf die Kreativität und Fürsorgepflicht der Bürokratie vertrauen! Vielleicht erhalte ich sogar vom Landrat ein stehen gelassenes Pfahlhaus im Schilfgürtel des Schwielowsees als Sozialwohnung zugewiesen - welch herrliche Aussicht! Rita Fuchs, Michendorf

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