Lesermeinung: Verkehrsbelastungen haben sich drastisch vermehrt
Leipziger Straße bleibt Aufreger, 6.9.
Stand:
Leipziger Straße bleibt Aufreger, 6.9. 2008 Durch die Änderung der Verkehrsführung ist der Verkehr zu Lasten der Straße „Brauhausberg“ in unzumutbarer Weise angestiegen. Die Anwohner sind einer dauernden Lärm- und Abgasbelästigung ausgesetzt. Die Nutzung der zur Straße gelegenen Zimmer ist durch die permanente Lärmkulisse nur schwer erträglich, an ein Öffnen der Fenster ist nicht zu denken und das Überqueren der Straße stellt ein erhebliches Problem dar. Die Argumentation, mit welcher die Stadt ihre Maßnahmen begründet, vermögen nicht zu überzeugen. Die Baubeigeordnete Quick-Frenz sagte, den Radverkehr auf der Leipziger Straße für die Schüler des Gymnasiums auf Hermannswerder sicherer gestalten zu wollen. Eine weitere Gefährdung der Radfahrer kann aber nicht ausgeschlossen werden, denn der Verkehr fließt stadteinwärts ja immer noch. Das Argument ist absurd, wenn man bedenkt, dass im Zuge der Maßnahmen auf Straße Brauhausberg ein neuer Radweg angelegt wurde. Zudem nutzen Schüler des Gymnasiums ebenso den Brauhausberg für den Weg nach Hermannswerder. Wie will die Stadt eigentlich den Schutz von Schülern der Comeniusschule, die am Brauhausberg liegt, durch diese Maßnahme sichern? Weiterhin wird argumentiert, dass die Feinstaubbelastung an der Leipziger Straße die zulässigen Grenzwerte überschreite, was eine Einbahnregelung erforderlich machen würde. Dies mag sein, jedoch wird das Problem der Schadstoffbelastung nicht gelöst, indem man den Verkehr einfach auf den Brauhausberg verlegt – zudem die Wohnhäuser unmittelbar an der Straße liegen. Die Begrünung allein kann keine gesundheitlich entspannte Situation schaffen. Der Landtag und die gegenüberliegenden Wohnkomplexe sorgen für eine hohe Schallreflektion des Durchgangsverkehrs. Sogenannte „Feinjustierungen der Ampelanlagen“ haben in keiner Weise gefruchtet. Dies ist kaum verwunderlich, da Stauungen – insbesondere im Berufsverkehr – an den drei Ampelanlagen wohl kaum zu vermeiden sind.
Letztlich kann auch der Hinweis auf die Baumaßnahmen und den daraus resultierenden Bauverkehr in der Speicherstadt nicht als Argument einer solch einschneidenden Maßnahme überzeugen. Die Zufahrt zum Gelände ist gesichert. Zudem ist die Baufläche sehr weiträumig, so dass der öffentliche Straßenraum lediglich durch an- und abfahrende Baufahrzeuge tangiert wird. Selbst wenn es nötig sein sollte, im Zuge der Baumaßnahmen öffentlichen Straßenraum zu nutzen, würde es eine verhältnismäßigere, den Bürger weniger belastende Maßnahme darstellen, den Verkehr nur für den Zeitraum der jeweiligen Maßnahmen einzuschränken. Dies gewinnt insbesondere unter dem Blickwinkel Bedeutung, dass laut dem Stadtverordneten Schubert (SPD) diese Maßnahmen bis 2012 Bestand haben sollen. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Stadt zugunsten einer zahlungskräftigen Schicht ideale Bedingungen schaffen will.
Luxuseigentumswohnungen mit Havelblick und Wasseranbindung, wie sie derzeit in der Speicherstadt entstehen, vertragen sich scheinbar schlecht mit einer stark frequentierten Straße vor der Haustür. Dass dies zu Lasten (der wohl weniger betuchten) Anwohner des Brauhausberges geschieht, erscheint im höchsten Maße bedenklich. Scheinbar setzt sich auch hier ein nicht mehr ganz so neues Potsdamer Prinzip durch.
M. Krüger, Potsdam
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