Lesermeinung: Versetzungsfolgen
Rasendes Lehrerkarussell, 30.08.
Stand:
Rasendes Lehrerkarussell, 30.08.2008
Dem ist hinzuzufügen, dass die dort beschriebene unsinnige Versetzung noch steigerungsfähig und sicherlich kein Einzelfall ist. Da erfährt man als Eltern am letzten Schultag von der Versetzung der Klassenlehrerin seines Kindes von einem Gymnasium in Potsdam an eine Grundschule im Umland. Diese Lehrerin erteilte einen fachlich hoch kompetenten und die Schüler begeisternden Unterricht in zwei naturwissenschaftlichen Fächern in den Klassen 7 bis 13. In Zukunft wird sie in den Klassen 1 bis 6 zwei vollkommen fremde Unterrichtsfächer unterrichten. Wem nützt diese Aktion? Eine Lehrerin von einem Gymnasium hat sicher andere Kompetenzen erworben, als sie an der Grundschule gefordert sind. Da ist zu hoffen, dass besagte Lehrerin mit ihrem gesunden Menschenverstand und ihrer Herzenswärme trotz ihrer Frustration auch den kindlichen Bedürfnissen gerecht werden kann. Die Lehrerin hinterlässt zudem eine Lücke, die geschlossen werden muss, da das Gymnasium nicht über mangelnde Schülerzahlen klagen kann. Auf andere engagierte Lehrer wirkt eine solche „Strafmaßnahme“ als Abschreckung, was ihr Engagement einschränken wird. Die Kollegin hatte sich an dem Gymnasium sehr wohl gefühlt und deshalb entsprechenden Einsatz an den Tag gelegt. Die Schüler konnten sich mit ihrer Schule identifizieren, was das Lernen sehr gefördert hat. Auch sie müssen erfahren, dass gute Arbeit nicht belohnt wird. Auch die Umwelt leidet unter dieser Maßnahme: Die versetzte Lehrerin muss nun statt etwa acht zirka 40 Kilometer zu ihrer künftigen Dienststelle mit dem Auto zurücklegen.
Man könnte denken, dass in den Schulbehörden und zuständigen Ministerien Schulpolitik nicht für Menschen sondern für die Erfüllung von Zahlen und Statistiken gemacht wird. Wen wundert ein so schlechtes Abschneiden der Brandenburger Schüler im deutschlandweiten Vergleich? Abgesehen von der zu bedauernden Lehrerin müssen wir Brandenburger unsere Schüler bemitleiden, die einer solchen Bildungspolitik hilflos ausgesetzt sind.
Sibylle Huenges, Caputh
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