Lesermeinung: Verwaltet
Flüchtlingsinitiativen kritisieren Heim-Neuausschreibung, 13.12.
Stand:
Flüchtlingsinitiativen kritisieren Heim-Neuausschreibung, 13.12. 2007
Es ist unglaublich, dass die Stadtverwaltung und die Stadtverordneten wieder einmal eine humane Unterbringung von Flüchtlingen in Potsdam verhindert haben. Obwohl der auslaufende Vertrag für das Sammellager am Lerchensteig, neben der Kläranlage und mit schlechter Verkehrsanbindung, die Chance zur Richtungsänderung gewesen wäre, zeigen die Verantwortlichen einmal mehr, dass Interessen von Flüchtlingen hier keine Rolle spielen. Was für mich die Kernfrage von ernstgemeinter Offenheit und Akzeptanz aller Menschen ist, ist für viele wohl nur eine technische und organisatorische Frage der Verwaltung. Flüchtlinge unterliegen einer Vielzahl von Sonderregelungen. Selbst eine Anpassung der Bezüge an das Sozialhilfeniveau wird seit Jahren verweigert – und somit ein Leben unterhalb des Existenzminimums staatlich verordnet. Potsdam ist bemüht, das Bild einer weltoffenen Stadt zu präsentieren. Solange dies aber nur dazu dient, Touristen und Investoren nicht zu vergraulen, bleibt die gute Absicht vordergründig. Und eine übers Knie gebrochene europaweite Ausschreibung, die den bisherigen Träger AWO ganz klar bevorteilt, ist entlarvend für eine Stadt, die derzeit an einem Integrationskonzept bastelt. Wenn Flüchtlinge endlich innenstadtnah untergebracht würden, könnten wir uns viele integrationspolitischen Maßnahmen sparen! Stattdessen wird die Unterbringung gewollter Menschen am Stadtrand für weitere Jahre zementiert. Allen Stadtverordneten ein fröhliches, gemütliches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben – oder da, wo immer sie feiern. Sie haben ja die Wahl.
Mirko Schmoll, Potsdam
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