Lesermeinung: Vier Millionen fehlen
Zu: „Links und rechts der Langen Brücke: Verrechnet?“, 17.
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Zu: „Links und rechts der Langen Brücke: Verrechnet?“, 17.6.
Wie die PNN vermeldet hat sich die Stadt Potsdam wieder einmal verrechnet. Zirka 4,1 Millionen Euro fehlen im Haushalt 2007. Ungefähr diese Summe gab die Stadt in Form einer Freihandvergabe für die Planung eines Spaßbades an den Architekten Oskar Niemeyer aus. Das nachdenklich stimmende Vergabeverfahren soll hier unberücksichtigt bleiben. Fakt ist, dass rein mathematisch gesehen genau die vier Millionen Euro vorhanden wären – wenn man etwas kleinere Brötchen am Brauhausberg gebacken hätte. Das erklärt vielleicht auch die Heimlichtuerei um diese Summe. Es sind Spätfolgen einer sich über die Logik der Betriebswirtschaft hinwegsetzenden Stadtregierung.
Vier Millionen Euro sind exakt die Hälfte der Bausumme für eine normale Schwimmhalle, wie sie im letzten Jahr in Wildau in Betrieb ging. 4 Millionen Euro könnte man einsetzen, um die Neuendorfer Straße, inklusive der Brache „Brotfabrik“ zu sanieren. Vielleicht bräuchte man da auch weniger. Wenn man die Brotfabrik abreißt, hat man einen schönen kleinen Park. Die Natur hat sich hier ohne unser Zutun Lebensraum zurückgeholt. Das ist viel preiswerter als aufwändige Landschaftsarchitektur im Buga Park.
Leider lernt die Stadt nicht aus diesen Gegebenheiten. Die nächsten Millionengräber sind schon ausgemacht. Die seit 1990 mehrfach sanierte Lange Brücke wird zum wiederholten Mal saniert. Da spielt es anscheinend für die Stadt keine Rolle, ob man 10 Millionen Euro oder 12,5 Millionen Euro braucht. Der nicht nachvollziehbare Schwenk der Bundesstraße 2 in die Yorckstraße wird weiteres Steuergeld kosten. Geld, dass die Allgemeinheit erwirtschaftet. Geld, dass dem Bürger dienen soll.
Fragt man die Stadtverwaltung nach einem Generalverkehrskonzept – wie auf dem letzten Verkehrstisch geschehen – dann erhält man keine Antwort. Beschließt der Verkehrstisch die Aufnahme dieser Frage in das anstehende Verkehrsplenum, dann wird die Frage von den zuständigen Bearbeitern in der Stadtverwaltung klammheimlich aus der Agenda genommen.
So etwas hat das altehrwürdige Potsdam nicht verdient. Üb täglich Treu und Redlichkeit, dass sind Botschaften, die von Potsdam in die Welt gingen. Leider gehen heute andere Botschaften in die Welt.
Gunter Flügel, Potsdam
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