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Lesermeinung: Vom Stadtschloss hängt die Seligkeit nicht ab

Zum Wiederaufbau des Stadtschlosses: Davon hängt die Seligkeit nicht ab. Es gibt Wichtigeres zu sanieren, instand zu setzen und neu zu bauen.

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Zum Wiederaufbau des Stadtschlosses: Davon hängt die Seligkeit nicht ab. Es gibt Wichtigeres zu sanieren, instand zu setzen und neu zu bauen. Wenn das Geld sooo knapp ist, sollte endlich nach Notwendigkeit und Dringlichkeit verfahren werden. Das Land, die Stadt kann vor Schulden nicht aus den Augen sehen. Für so wichtige Dinge wie Straßenreinigung, Kinder-, Jugendarbeit, Schülertransporte, soziale Einrichtungen, Erhalt von Kulturdenkmälern (z. B. Altes Rathaus) ist kein Geld da, es wird gestrichen, was das Zeug hält, aber Prestige-Objekte können nicht genug kosten. Das finde ich unverantwortlich - in eine solche Politik und zu solchen Politikern habe ich kein Vertrauen mehr. Ein Landtagsgebäude benötigt keine Schlossfassade und kann auch an anderer Stelle stehen. Vorschläge gibt es ja genug - man muss nur über diese Varianten nachdenken wollen, aber das will man ja gar nicht. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Baaske als Verfechter des Stadtschlosses sagte unlängst, dass sich das Land über seinen Landtag repräsentiert. In erster Linie sollte sich ein Landtag über seine Arbeit für das Land, seine Bürger repräsentieren und in zweiter Linie über die Hülle - das Gebäude. Der Landtag im Schloss! Dafür sind genügende Steuergelder in der Schatulle, aber so viele andere wichtigere Dinge werden verschoben - Argument: Es fehlt das Geld. Ich sage, der Landtag soll da bleiben, wo er jetzt ist. Dieses Gebäude - so man nur will - kann mit weit weniger Millionen Euro hergerichtet werden - ein Landtagsgebäude ist ein Zweckbau, ohne Pomp und Prunk. In die Stadtmitte gehört ein repräsentativer Bau für die Bürger der Stadt, ob jung oder alt. Kultur, Bildung, Bibliothek, das Museum müssten da hinein und warum nicht auch die Fachhochschule? Da wäre dann Leben und Treiben, auch am Abend. Und auch für ein Haus der Bildung und Kultur benötigt man kein Schloss. Mir ist ein Ausspruch Schinkels zu Ohren gekommen: „Durch Neues wird die Geschichte fortgeschrieben." Für ein solches Gebäude kann die vorhandene Fläche genutzt und auf die Verlegung der Straßenführung verzichtet werden. Die veranschlagten 12 Mio Euro gehören in die Kommunen, damit sie wenigstens die dringendsten Straßeninstandsetzungen vornehmen können. Ein Folgebau, wenn sich die Schlossfanatiker durchsetzen, ist ja dann auch die ISES, die vierspurige Straße parallel der Bahngleise - über diese Millionen hüllt man sich in Schweigen! Was in Potsdam geschieht, ist nicht Politik für die Bürger, sondern Ausdruck von Größenwahn, Bedienung einer Lobby - wessen eigentlich? Man setzt sich das Stadtschloss, die Garnisonkirche, den Kanal und nun auch noch einen kostspieliger Badespaßtempel in den Kopf . Und sind die Kassen noch so leer, das Stadtschloss muss her! Christa Klose, Potsdam Zum Foto des zerstörten Stadtschlosses (PNN vom 7. Mai 05): Es ist ein trauriges Bild. Aber man kann sich zurückerinnern, wie schön Potsdams Innenstadt einmal mit dem Stadtschloss und dem verlorenen Palast „Barberini" gewesen ist. Auch die jüngsten Generationen können es sich vorstellen. Das Foto zeigt auch, dass das Schloss keineswegs abrissbedürftig gewesen ist. In späteren Zeiten wurde das Stadtbild verändert. Die Lange Brücke, Straßenzüge und Straßenbahnschienen wurden umverlegt. Es ist also das alte Stadtbild nicht mehr. Charlotte Schmitt, Potsdam

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