Lesermeinung: Vorbeigegangen
Zu „Am Mühlstein vorgelesen“, 2.8.
Stand:
Zu „Am Mühlstein vorgelesen“, 2.8. Um sich auf Literatur einzulassen, muss man Zeit, Muße und Konzentration aufbringen. Um darüber zu schreiben: Kenntnis und Einfühlungsvermögen. Volker Altwassers Text und Jan Volker Röhnerts Gedichte gingen an PNN-Mitarbeiter Gerold Paul, wie er schreibt, vorbei. Das wäre nicht weiter schlimm. Es liegt in der Natur der Sache, dass komplexe Texte oder gar Lyrik nicht beim ersten Hören erfassbar sind. Mehr als problematisch wird es aber, wenn für dieses momentane Nicht-Verstehen pauschal der Autor verurteilt wird. Altwassers Text sei laut Gerold Pauls Hörart nur eine endlose Ego-Suche und Röhnerts Poesie reduziere sich auf eine „quälende“ und „dräuende Suche nach richtigen Metaphern“. Letztere, semantisch völlig verquere Beschreibung wird ebenso wenig erläutert, wie die Behauptung, moderne Literatur spreche lediglich den Verstand, aber nicht die Seele an. Nach ähnlichem Muster wird alles Vorgetragene zum Defizit erklärt, beispielsweise, Antje Wagner beherrsche die Kunst des prononcierten Vortrags nicht (kleine Anmerkung: sie ist Sprecherin für Hörbücher). Gerold Pauls Tipp an Altwasser und Röhnert, mehr an die Leser zu denken, verrät um so deutlicher, welche Literatur er am Wochenende hören will. Gut ist demnach nur, was nicht weiter anstrengt oder sich reimt. Herr Paul verzichtete auf Verständnishilfen und verließ den Ort nach zehn Minuten Diskussion. Peter Weiß, Ferch, für das Kulturforum Schwielowsee e.V.
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