Lesermeinung: Vorhandene Energie-Kräfte jetzt nutzen!
“Koalition unterstützt Vattenfall-Pläne“ und “Koalitionsparteien unterstützen Kohlepläne“, 4.10.
Stand:
“Koalition unterstützt Vattenfall-Pläne“ und “Koalitionsparteien unterstützen Kohlepläne“, 4.10.07
Diese Artikel sind reiner Populismus. Die Aussage „Wenn Ihr gegen Braunkohleverstromung seid, ist die Versorgung gefährdet“ ist ein Für-Dumm-Verkaufen der Bürger. Wohin verschwinden denn Politiker nach ihrer Laufbahn? Einige landen in den Chefetagen der Energiekonzerne. „Wes'' Brot ich ess'' des Lied ich sing.“ Warum sollen neue Tagebaue aufgeschlossen werden? Um die Kassen der Energieversorger langfristig zu füllen. Der Klimawandel schreitet voran. Die Aussage: „Die CO-2- Speicherung ist die Rettung, damit ist die Braunkohle klimaneutral“ ist zu dumm, um wahr zu werden. Selbst wenn es bis 2020 gelänge, Kohlendioxid sicher zu speichern, stellt sich die Frage: Warum müssen wir den Umweg über Millionen von Jahren gehen und Kohle verbrennen, statt die vorhandenen Kräfte, wie Sonne, Wind, Wasser, Meereswellenenergie, Biomasse, Erdwärme jetzt zu nutzen?
Mich würde interessieren, ob für den Landtagsneubau ein Energiekriterium für die Architekten vorgegeben wurde. Ich behaupte: nein. Die meisten Architekten planen etwas und rechnen dann eine Zahl für den Wärmebedarf aus. Ein Unding in dieser Zeit. Genau so wie Vorgaben an den Parlamentariern vorbeigehen, genau so geht an ihnen vorbei, dass ein Energiemix mit zunehmender alternativer Energieerzeugung beinhaltet: je mehr Strom aus Sonne, Wind und Wasser erzeugt wird, desto weniger muss aus Kohle gewonnen werden. Die plakativen Diskussionen scheinen mir scheinheilig zu sein, wie die Debatten und Veranstaltungen 1997 zum „Hornoabbaggerungsgesetz“. Am eigenen Leib konnte ich erfahren, mit welchen Mitteln Kohle und Landesregierung, Hand in Hand, die Entscheidung herbeiführten. Ich war damals die Vorsitzende des Umweltausschusses im Landtag und führte die elfstündige Anhörung zum Gesetz durch. Selbst 1997 bestand keinerlei energiepolitische Notwendigkeit zur Abbaggerung von Horno. Ich wünsche mir, dass nicht immer die plakative Frage gestellt wird: Bist Du für die Braunkohle? Dann bist Du für den Frieden! Es gibt kein Entweder-Oder. Es muss ein Ziel geben: mittel- und langfristig weg von den fossilen Energieträgern! Hat die Landesregierung dieses Ziel? Eine sachliche Diskussion ist schwer zu führen und auch mein Artikel arbeitet nicht alle Facetten gleichwertig ab. Gerade deshalb fordere ich den Mut, die erkennbaren Zukunftskonzepte gleichberechtigt zu diskutieren.
Zum Umdenken und Umlenken ist es noch nicht zu spät – aber das bedeutet konstruktive Arbeit, Arbeit und Arbeit.
Dr. Elke Seidel, Mitglied im Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Brandenburg
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