Lesermeinung: Vorstand des Tierschutzvereins hätte umfassender informieren müssen
Alternativ-Vorschläge wurden als Missachtung ehrenamtlicher Arbeit dargestelltIch bin ein langjähriges Mitglied des Tierschutzvereins Potsdam (TSV) und arbeitete dort im Vorstand und Beirat. Wenn es um Tiere geht, schlagen die Emotionen hohe Wellen.
Stand:
Alternativ-Vorschläge wurden als Missachtung ehrenamtlicher Arbeit dargestellt
Ich bin ein langjähriges Mitglied des Tierschutzvereins Potsdam (TSV) und arbeitete dort im Vorstand und Beirat. Wenn es um Tiere geht, schlagen die Emotionen hohe Wellen. Aber, um die heutige Situation zu verstehen, muss man an den Anfang des Jahrzehnts zurückgehen. Ein städtisches Tierheim gab es in Potsdam seit Jahren. Es wurde ein Betreibervertrag ausgehandelt und der TSV übernahm 2003 mit dem Tierheim auch die Fundtierbetreuung für Stadt und Umland. In diesem Rahmen verpflichtete sich der TSV, die Fundtiere artgerecht zu halten. Bei Abschluss des Vertrages waren der Stadt und dem TSV klar, dass das Heim alt, marode und zu klein ist und dass es sich mit der Regelung nur um eine Übergangslösung handeln konnte. Beide Seiten waren sich einig, ein neues Tierheim zu errichten. Es wurde ein Tierheim-Beirat (aus Vertretern der Stadtverwaltung, Parteifraktionen und des TSV-Vorstands) gegründet, der die Suche nach einem geeigneten Grundstück betrieb. Es gab eine Verwaltungsanfrage nach verfügbaren Grundstücken. Die vorgeschlagenen wurden geprüft, doch erwiesen sie sich aus verschiedensten Gründen als nicht geeignet. Es war, trotz Unterstützung durch die Stadt, nicht einmal möglich, den aktuellen Standort bis zum Umzug in ein neues Tierheim zu erweitern. Damit ergab sich eine Situation, die bei Abschluss des Vertrages nicht abzusehen war und die für beide Seiten bis heute unbefriedigend ist: Die Fundtiere werden nach wie vor in dem alten, maroden und zu kleinen Tierheim betreut. Der TSV stand vor der Frage: Erhalt der Aufnahmekapazität in zu kleinen Zwingern oder räumliche Verbesserungen und damit Platz für weniger Tiere? Die Entscheidung für letzteres fiel Mitte 2006 – durch ehrenamtliche Helfer wurden viele Verbesserungen erreicht. Das änderte aber nichts an der Gesamtsituation: Keine Erweiterungsmöglichkeit, zu geringe Aufnahmekapazität und keine Aussicht auf einen Neubau.
Herr Heinzel, Stadtverordneter und Mitglied des TH-Beirats, machte den Vorschlag, über Alternativen für die Fundtierbetreuung nachzudenken. Es ging nicht darum, einen anderen Betreiber für den gleichen Standort zu finden. Es wäre die Pflicht des TSV-Vorstands gewesen, den Mitgliedern Entwicklungen, Zusammenhänge und Konsequenzen sachlich darzulegen. Stattdessen wurde der Vorschlag von Herrn Heinzel als Missachtung der ehrenamtlichen Arbeit der Vereinsmitglieder seitens der Stadt und Aktion gegen den TSV dargestellt. In den vergangenen Monaten machte der TSV-Vorstand wiederholt öffentlich mit Nachdruck auf die schlechten Zustände im Tierheim aufmerksam. Das konnte nur bedeuten, dass trotz aller positiven Veränderungen im Tierheim die Fundtiere vom TSV nicht wie im Betreibervertrag vereinbart versorgt werden können. Die Konsequenz: Die Stadt beabsichtigt sich einen anderen Partner zu suchen, der an anderer Stelle, auf andere Weise in der Lage ist, die Fundtiere artgerecht zu versorgen. Es ist verständlich, dass die Vereinsmitglieder, die sich ehrenamtlich für das Wohl der Tiere engagieren, empört reagieren, wenn sie in der Zeitung von der Schließung lesen. Der Vorstand hätte den Mitgliedern die Situation erklären müssen. Man kann als Vorstand nicht die schlechten Bedingungen im Tierheim anprangern, dann erstaunt tun, wenn die Stadt Konsequenzen zieht und diese Konsequenzen nutzen, um gegen die Stadt mobil zu machen. Ein Vereinsvorstand ist seinen Mitgliedern verpflichtet. Die Vereinsmitglieder und Tierfreunde durch die Verbreitung von Teilinformationen, Unterstellungen und Unwahrheiten gegen die Stadt und andere aufzubringen, ist in hohem Maße verantwortungslos.
Kerstin Prüfer, TSV Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: