Lesermeinung: Warten auf die Gästecouch
Als Frauen im Mai 1990 das Autonome Frauenzentrum Potsdam mit seinen soziokulturellen Angeboten aufbauten, wurden sie von der damaligen Gleichstellungsbeauftragten der Stadt eindringlich darauf hingewiesen, dass die ihnen zugewiesenen Mittel Steuergelder seien. Infolgedessen hätte der Trägerverein eine hohe Verantwortung zu tragen.
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Als Frauen im Mai 1990 das Autonome Frauenzentrum Potsdam mit seinen soziokulturellen Angeboten aufbauten, wurden sie von der damaligen Gleichstellungsbeauftragten der Stadt eindringlich darauf hingewiesen, dass die ihnen zugewiesenen Mittel Steuergelder seien. Infolgedessen hätte der Trägerverein eine hohe Verantwortung zu tragen. Das heißt im Klartext: Solche Projekte funktionieren nur bei hohem Einsatz von Ehrenamtlichkeit für die übernommene Verantwortung. Wie muss dann der Trennungsgeldskandal auf alle diejenigen wirken, die sich selbstlos für das Gemeinwesen einsetzen? Oder auf die Arbeiter und Angestellten, die täglich weite Wege zurücklegen müssen, um überhaupt arbeiten zu können und keinen Anspruch auf Trennungsgeld und Verpflegungszuschuss haben? Für die die Entfernungspauschale noch gekürzt wird? Der Ministerpräsident spricht entsetzt vom Anspruchsverhalten von gut verdienenden Beamten, bei dem ihm "die Spucke weggeblieben" sei. Der Präsident des Brandenburger Oberlandesgerichtes, Peter Macke, findet als oberster Richter des Landes nichts Unrechtes daran, für eine Wohnung, die Eigentum seiner Frau ist, Mietentschädigung zu beanspruchen, weil er dort übernachtet. Spitzenjuristen des Landes scheinen so mittellos dran zu sein, dass sie auf Wohngeld angewiesen sind. Unser Verein hat Anfang Dezember 2003 Politiker der Stadt Potsdam angeschrieben und nachgefragt, ob sie aufgrund der Streichung von Fördermitteln für das Frauenhaus in der Lage seien, ihre Gästecouch für von Gewalt betroffene Frauen und deren Kinder zur Verfügung zu stellen. Auf die Antworten warten wir noch. Wir fordern: Die von den Begünstigten eingestrichenen Gelder sind in voller Höhe zurück zu zahlen und den Frauenhäusern des Landes zur Verfügung zu stellen und die für das Jahr 2004 eingeplanten Mittel als Deckungsquelle für die gestrichene Finanzierung von Fraueninitiativen einzusetzen. Gisela Opitz, Brigitte Seifer Autonomes Frauenzentrum e.V.
Gisela Opitz, Brigitte Seifer
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