Lesermeinung: Wasserstraßenneubauamt – wozu ?
Der Pharao Ramses II. hätte eines gebraucht, Zar Peter der Große mit Sicherheit auch, der Alte Fritz hatte wahrscheinlich schon eines.
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Der Pharao Ramses II. hätte eines gebraucht, Zar Peter der Große mit Sicherheit auch, der Alte Fritz hatte wahrscheinlich schon eines. Sie alle wollten einem rückständigen Land eine leistungsfähige Infrastruktur zu Lande und zu Wasser geben. Dafür waren organisatorische und planerische Voraussetzungen notwendig. Doch hier und heute ? Deutschland gehört zu den am weitesten entwickelten Industrieländern der Erde und verfügt seit langem über ein engmaschiges Verkehrswegenetz. Der ins Auge fallende Bedarf an nutzbringenden Wasserstraßen wurde schon in der Kaiserzeit realisiert. Wasserstraßenämter sind für ihre Erhaltung und Pflege zuständig. Und das Wasserstraßenneubauamt? Um sich zu erhalten, arbeitet es zwangsläufig ständig an der Planung neuer Wasserwege. Wer braucht sie ? Wer will sie ? Gibt es noch sinnvollen Bedarf ? In den Augen des kritischen Betrachters zeugen die Leistungen dieses vom Bund getragenen Amtes seit Jahren von Übereifer, möglicherweise verursacht von Selbsterhaltungsdruck. Herausragendes Beispiel: die Realisierung des Rhein-Main-Donau-Kanal-Projekts, geprägt durch unzutreffende, wirtschaftliche Prognosen, nicht amortisierte Steuermittel, gravierende, irreparable Eingriffe in die Umwelt. In unserer Region tritt dieses Amt seit 12 Jahren offenbar mit demselben, befremdlich wirkenden Übereifer auf. Das Stichwort lautet hier Verkehrsprojekt 17'', Ausbau der Wasserwege nach Berlin. Gegen dieses Projekt gibt es vielfältigen Widerstand, lokal, regional und über-regional. Es musste mehrere Male reduziert und verändert werden, der Ablauf wurde gestreckt. Seit Geldknappheit herrscht, gerät es noch intensiver und öfter auf den Prüfstein. Aber jedes Mal, wenn es wirklich tot zu sein scheint, setzt das Wasserstraßenneubauamt an einer neuralgischen Stelle zum großen Spatenstich an. Offenbar sollen Tatsachen geschaffen werden, Vorleistungen für die komplette Realisierung von VDE 17. Jüngster Brennpunkt: Die Kleinmachnower Schleuse. Das Land Berlin gibt den Ost-Hafen auf, schreibt den Ausbau des Teltow-Kanals ab. Aber dieses Neubauamt setzt da, wo auch noch der Widerstand am besten organisiert ist, zum großen Schlag an: zum Baubeginn für die 190 Meter-Schleuse, verbunden mit umfangreichen Baumfällungen im Uferbereich, in kulturhistorisch wertvoller Landschaft. Anhaltender Bürgerprotest und brandenburgische Landesbehörden mussten den offenkundigen Unsinn und die Steuerverschwendung im letzten Moment stoppen. In Deutschland regiert der Rotstift. Überall wird nach Einsparmöglichkeiten für die öffentliche Hand gefahndet. Sollte man da nicht das Augenmerk auf die Existenz seltsam unsinnig handelnder Ämter richten, für die offenbar gar kein Bedarf mehr besteht ? Die existierenden Wasserwege sind bei den Wasserstraßenämtern und Schiffahrtsdirektionen doch in guten Händen. Bernd-R.Paulke / Potsdam-Eiche Aktionsbündnis gegen den Havelausbau
Bernd-R.Paulke, Potsdam-Eiche
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