Lesermeinung: Weltschlager
Auf dem Stahnsdorfer Südwest-Kirchhof jährte sich am 11. März der 70.
Stand:
Auf dem Stahnsdorfer Südwest-Kirchhof jährte sich am 11. März der 70. Todestag von Ralph Arthur Roberts-Schönherr. Er komponierte den Welthit „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“.
Durch einen Weltschlager ist unser märkisches Stahnsdorf mit der Hansestadt Hamburg verbunden. „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ stammt vom Schauspieler Ralph Arthur Roberts-Schönherr, der auf dem
Stahnsdorfer Südwestkirchhof begraben wurde. Der hier Beigesetzte komponierte die „Hamburger Nationalhymne“ im Jahre 1912. Ralph Arthur Roberts-Schönherr wurde 1884 in Meerane geboren. Seine sächsische Heimatstadt besuchte er nie wieder. Der Vater betrieb eine Bäckerei, aber den Sohn zog es zur Schauspielerei. Erste Erfahrungen machte er als Statist am Dresdner Hoftheater und in Berlin bei Max Reinhardt. Mit 21 Jahren ging Roberts nach Hamburg ans legendäre „Thalia Theater“, wo er in vielen kleinen Rollen besetzt wurde. 1912 wurde dort für die Revue „Rund um die Alster“ geprobt, zur Generalprobe fehlte noch die Ouvertüre. Es wird berichtet, dass Roberts in der Nacht vor der Premiere den Schlager „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ lieferte. Es liegt nahe, dass Roberts die Hafenatmosphäre gut kannte.
Aus dem unbekannten Schauspieler wurde ein gemachter Mann, nachdem Hans Albers im “Bauen Engel“ den
Schlager zum Welthit sang. 1921 ging Roberts nach Berlin und erwarb dort ein kleines Privat-Theater. Roberts wurde sein eigener Direktor und verkörperte meist die Hauptrollen. Aber auch der Film wurde auf ihn aufmerksam. Er spielte einen General in „Der Kongress tanzt“, den Polizeipräsidenten in der ersten Verfilmung der „Dreigroschenoper“. Roberts war ein Kavalier und wurde
von den Frauen verehrt. Aber er war nur einmal kurz verheiratet. Auf die Frage, ob er gleiches noch einmal zu tun gedenke, antwortete er: „Lieber lasse ich mir einen rostigen Nagel durchs Knie schlagen“. Roberts lebte zurückgezogen in seiner großen Wohnung mit Personal und zwei Hunden. Als sich die politische Lage in Deutschland zuspitzte, wollte er nach Großbritannienemigrieren. Es kam aber anders: Am 11. März 1940 verstarb Ralph Arthur Roberts-Schönherr – vermutlich an einer Vergiftung. Am Abend zuvor hatte er seinen Auftritt in „Bargeld lacht“ und veranstaltete danach einen besonders fröhlichen Abend, es gab sein Lieblingsgericht: Austern.
Als letzte Bühne „betrat“ Roberts den Südwest-Kirchhof. Der Zeitzeuge Friedrich Luft vom RIAS sagte 1986: „Roberts war ein superber Komiker und dabei immer einer der best an gezogenen Männer von Berlin".
Gerhard Petzholtz, Stahnsdorf
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: